Die Bären sind vergeben, aber noch nicht verliehen: Bei der diesjährigen 71. Berlinale wurde der Streifen „Bad Luck Banging or Loony Porn“ des rumänischen Filmemachers Radu Jude am Freitag mit dem Goldenen Bären als bester Film ausgezeichnet. Der Film werfe einen satirischen Blick auf „die Wertvorstellungen und das nackte Fleisch“ unserer Zeit, erklärte die Wettbewerbsjury zu ihrer Entscheidung. Die deutsche Schauspielerin Maren Eggert wurde als beste Darstellerin geehrt.
Das diesjährige Filmfestival findet aufgrund der Corona-Pandemie in zwei Teilen statt. Das digitale Event für Angehörige der Filmbranche endete mit der Bekanntgabe der Festivalgewinner am Freitag. Vom 9. bis zum 20. Juni ist ein sogenanntes Summer Special geplant, bei dem es öffentliche Aufführungen geben soll. Auch die eigentliche Preisverleihungszeremonie soll dann stattfinden.
In „Bad Luck Banging or Loony Porn“ steht die Lehrerin Emi, gespielt von der rumänischen Schauspielerin Katia Pascariu, vor einem Problem: Das Sexvideo, das sie mit ihrem Ehemann drehte, landet im Internet. Angesichts zahlloser Beispiele von Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Kindesmissbrauch im zweiten Akt des Films scheint die Empörung über das Video fehlplatziert – doch Emi muss sich ihren Kollegen, den Schulbehörden und den wütenden Eltern stellen und um ihren Job kämpfen.
Die Jury lobte den Film, der im Original „Babardeala cu bucluc sau porno balamuc“ heißt, als „kunstvoll ausgearbeitet“ und zugleich „intelligent und kindisch“. Der Streifen beschwöre den Zeitgeist herauf, „ohrfeigt ihn“ und fordere ihn „zum Duell heraus“. Er greife die Zuschauer an, rufe Widerspruch hervor und erlaube es dabei niemandem, „Sicherheitsabstand zu halten“.
Eine weitere Besonderheit des Films: Gedreht wurde er während des Corona-Lockdowns im vergangenen Sommer. Die Darsteller tragen Gesichtsmasken, die Hauptfigur Emi wandert zu Beginn des Films durch ein menschenleeres Bukarest. Im finalen Showdown muss sich Emi auch mit Corona-Leugnern unter der Elternschaft und Vorwürfen der „jüdischen Propaganda“ herumschlagen.
Nach Deutschland ging der Silberne Bär für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle. Maren Eggert überzeugte die Jury mit ihrer Darstellung in „Ich bin dein Mensch“ der deutschen Regisseurin Maria Schrader. „Ihre breite schauspielerische Palette ließ uns fühlen, lachen und Fragen stellen“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Die 47-jährige Eggert spielt die Wissenschaftlerin Alma, die sich in einen humanoiden Roboter verliebt.
Auch ein deutscher Dokumentarfilm wurde mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. In „Herr Bachmann und seine Klasse“ beschäftigt sich die Filmemacherin Maria Speth mit dem europäischen Bildungssystem. Der Film zeige, wie weit man es „allein mit echtem Respekt“ und „offenem Austausch“ bringen kann, erklärte die Wettbewerbsjury. Der Film sei zuversichtlich und versuche, Möglichkeiten für positive Veränderungen aufzuzeigen.
Ein weiterer Silberner Bär für das beste Drehbuch ging an den Südkoreaner Hong Sangsoo für den Film „Introduction“. Auch der Japaner Ryusuke Hamaguchi erhielt für seinen Film „Wheel of Fortune and Fantasy“ einen Silbernen Bären. Den Preis für die beste Regie ging an der Ungarn Dénes Nagy für „Natural Light“.