Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow hat seinen 90. Geburtstag in Corona-Quarantäne verbracht. Der letzte Präsident der Sowjetunion befinde sich „für die Dauer der Pandemie im Krankenhaus in Quarantäne“, sagte der Sprecher der Gorbatschow-Stiftung, Wladimir Poljakow, am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Gorbatschow werde aber mit seiner Familie und seinen Freunden feiern, wahrscheinlich bei einem Video-Treffen. Er sei allerdings – wie alle anderen auch – die Pandemie „leid“.
Wie schon am Vortag Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratulierte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag dem Jubilar. Die Kanzlerin dankte Gorbatschow für seinen „wichtigen Beitrag für eine Wiedervereinigung in Freiheit“, der in Deutschland „ebenso unvergessen“ bleibe wie sein „beständiges persönliches Engagement für freundschaftliche Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern“. Gorbatschow könne „mit Stolz“ auf sein „Lebenswerk“ blicken, fügte die Kanzlerin hinzu.
Weitere Glückwünsche kamen von US-Präsident Joe Biden, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und anderen Führungspersönlichkeiten rund um die Welt. Putin schrieb, Gorbatschow sei ein „bemerkenswerter“ Politiker, der dazu beigetragen habe, die Weltgeschichte zu verändern. Zwischen den beiden Politikern hatte es immer wieder starke Meinungsverschiedenheiten gegeben. So hatte Putin beklagt, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion „die größte geopolitische Katastrophe des Jahrhunderts“ gewesen sei.
Gorbatschow sei die Corona-Pandemie „leid“,
Gorbatschow setzt derzeit trotz seines hohen Alters und auch in der Quarantäne seine Arbeit fort, wie der Sprecher der Gorbatschow-Stiftung sagte. „Er kümmert sich um die Herausgabe von Büchern und Artikeln,“ fügte Poljakow hinzu.
Gorbatschow wurde am 2. März 1931 in einer bäuerlichen Familie im südrussischen Stawropol geboren. In den 1970er Jahren trat er ins Zentralkomitee der Kommunistischen Partei ein. Als Schützling von KGB-Chef Juri Andropow wurde er 1985 zur neuen Nummer eins in der Sowjetunion.
Seine Reformpolitik war mit den Schlagwörtern von Glasnost und Perestroika – Offenheit und Umgestaltung – verknüpft. Heute herrscht bei vielen Russen die Enttäuschung über den ungezügelten Kapitalismus und die zahlreichen Privatisierungen vor, die nach dem Ende des Kommunismus über das Land hereinbrachen. Während Gorbatschow sich für Freiheitsrechte stark machte, wurden diese unter Putin stark beschnitten.