Grüne liegen vor Wahl in Baden-Württemberg deutlich vor der CDU

Symbolbild: Wahlen
Symbolbild: Wahlen

Wenn in Baden-Württemberg am Sonntag ein neuer Landtag gewählt wird, geht es für Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen um seine dritte Amtszeit. Er regiert den Südwesten seit 2011 – zunächst mit der SPD und seit 2016 mit der CDU als Juniorpartner. Die CDU um Herausforderin Susanne Eisenmann, derzeit Kultusministerin im grün-schwarzen Kabinett, liegt laut Umfragen um bis zu elf Prozentpunkte hinter den Grünen.

CORONA-KRISE PRÄGT WAHLKAMPF

Gut 7,7 Millionen Wahlberechtigte sind zur Landtagswahl unter Corona-Bedingungen aufgerufen. Wegen der Pandemiebestimmungen wird mit einem hohen Anteil von Briefwahlstimmen gerechnet. Die Krise überschattete auch den Wahlkampf. Die Parteien warben vor allem über Videoformate und soziale Medien für ihre Ziele.

Auch die Maßnahmen gegen die Pandemie gerieten immer wieder in den Wahlkampf – etwa als Eisenmann forderte, Grundschulen und Kitas „unabhängig von der Inzidenz“ zu öffnen und Kretschmann diesem Vorstoß eine Absage erteilte. Weitere Streitthemen der Parteien sind der Strukturwandel in der Automobilindustrie und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum vor allem in den Städten.

Zuletzt sorgte auch die Maskenaffäre der Union für Aufregung und erschwerte den Wahlkampf der CDU. Deren Spitzenkandidatin Eisenmann kritisierte ihren Parteifreund Nikolas Löbel und den CSU-Bundestagsabgeordneten Georg Nüßlein dabei scharf. Es sei „indiskutabel“, sich in einer Krise „persönlich zu bereichern“.

KEINE NEUE LANDTAGSZUSAMMENSETZUNG ERWARTET

21 Parteien werben in 70 Wahlkreisen um den Einzug in den Landtag. Nach den aktuellen Umfragen werden die alten Parteien im Parlament auch die neuen sein. 2016 landete die CDU mit 27 Prozent auf Platz zwei hinter den Grünen mit 30,3 Prozent. Die AfD zog mit 15,1 Prozent als stärkste Oppositionsfraktion in den Landtag ein, verlor diesen Status aber nach mehreren Austritten und Ausschlüssen von Fraktionsmitgliedern. Die SPD kam damals auf ein historisch schlechtes Ergebnis von 12,7 Prozent, die FDP erreichte 8,3 Prozent.

Derzeit liegen die Grünen laut jüngsten Umfragen zwischen 32 und 35 Prozent, die CDU bei 24 bis 25 Prozent. Die SPD verliert demnach gegenüber 2016 noch einmal und erreicht zehn Prozent. Vor ihr landet die AfD mit elf bis zwölf Prozent, die Liberalen kommen auf zehn bis elf Prozent. Die Linke würde erneut an der Fünfprozenthürde scheitern. Kleinere Parteien wie die Freien Wähler können laut Umfragen keinen größeren Einfluss auf den Wahlausgang nehmen.

KOMFORTABLE AUSGANGSLAGE FÜR REGIERENDE GRÜNE

Den jüngsten Umfragen zufolge könnte sich Kretschmann nach der Wahl seinen Koalitionspartner aussuchen. So könnten die Grünen sowohl ein weiteres mal mit der CDU als Juniorpartner koalieren als auch ein Dreierbündnis mit SPD und FDP bilden. Ein solches Bündnis war 2016 unmöglich, weil die Liberalen eine Koalition mit den Grünen ausgeschlossen hatten. Nun aber wird von allen Seiten lediglich ein Bündnis mit der AfD ausgeschlossen. Nach einer Umfrage liegt sogar Grün-Rot im Bereich des Möglichen.

Für den 72-jährigen Kretschmann soll eine dritte Amtszeit die letzte sein, wie er mehrfach erklärte. Mit ihm waren die Grünen 2011 auch als Folge der Kontroversen um Stuttgart 21 und die Havarie des japanischen Atomkraftwerks Fukushima stärkste Partei in Baden-Württemberg geworden. Er ist bis heute der erste und einzige grüne Ministerpräsident in Deutschland – und das ausgerechnet im einst unangefochtenen Stammland der CDU.

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