Gutachter von Erzbistum Köln sieht „etliche“ Pflichtverletzungen

Kölner Dom
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Der vom Erzbistum Köln mit einem Gutachten zum Umgang mit sexuellem Missbrauch beauftragte Strafrechtler Björn Gercke hat nach eigenen Worten in „etlichen Fällen“ Pflichtverletzungen von Verantwortungsträgern auf mittlerer und oberster Ebene des Erzbistums festgestellt. In einigen Fällen sei allerdings trotz eines Anfangsverdachts nichts nachzuweisen gewesen, sagte Gercke der „Rheinischen Post“ aus Düsseldorf laut Vorabmeldung vom Freitag.

„Natürlich gibt es Akten, da kribbelt es, da denkt man: Da ist etwas – kann es aber nicht belegen“, sagte der Kölner Jurist vor der für Donnerstag geplanten Präsentation seines Gutachtens.

An diese anschließend will der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in den Folgetagen verschiedene Gremien informieren, am 23. März sollen dann erste Konsequenzen aus dem Gutachten vorgestellt werden. Woelki kündigte kürzlich an, mögliche Verantwortliche von ihren Aufgaben zu entbinden, und bekräftigte, sich auch selbst den Ergebnissen zu stellen. Am 25. März will Woelki dann außerdem ein bisher nicht veröffentlichtes Gutachten einer Münchner Kanzlei zur Einsichtnahme auslegen.

Gercke sagte der „Rheinischen Post“ zum Aufklärungswillen des Erzbistums, er habe „den Eindruck, dass das Erzbistum das sehr ernst nimmt“. Es werde „nichts zurückgehalten und vertuscht werden“. Wenn von kirchlicher Seite etwas vertuscht werden sollte, wären er und seine Mitarbeiter die Falschen gewesen. „Wir haben auch einen Ruf zu verlieren, und als Professor habe ich da auch einen wissenschaftlichen Anspruch.“

Das Erzbistum und mit ihm vor allem Kardinal Woelki stehen innerkirchlich stark in der Kritik wegen des Aufarbeitungsprozesses. Woelki wird vor allem vorgehalten, das bereits seit einem Jahr veröffentlichungsreife Münchner Gutachten zurückgehalten zu haben. Außerdem soll er Mitglieder seines Betroffenenbeirats gedrängt haben, dieses Gutachten zu diskreditieren, obwohl sie es nicht kannten. Im Erzbistum Köln stiegen inzwischen die Kirchenaustrittszahlen erheblich.

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