Inhaftierter Kreml-Kritiker Nawalny tritt in Hungerstreik

MItya Aleshkovskiy / CC BY-SA
MItya Aleshkovskiy / CC BY-SA

Der in einem Straflager inhaftiert Kreml-Kritiker Alexej Nawalny ist aus Protest gegen seine mangelnde medizinische Versorgung in einen Hungerstreik getreten. Er wolle dadurch erreichen, dass ihn ein Arzt besuchen dürfe, um ihn wegen seiner starken Rücken- und Beinschmerzen zu behandeln, schrieb Nawalny am Mittwoch im Onlinedienst Instagram. Die Gefängnisbehörde widersprach dem Vorwurf und erklärte, der Kreml-Kritiker erhalte jegliche notwendige medizinische Versorgung. 

„Ich habe ein Recht darauf, dass ein Arzt zu mir kommt und dass ich Medikamente erhalte“, schrieb Nawalny auf Instagram. Doch anstatt behandelt zu werden, werde er in dem Straflager „mit Schlafentzug gequält“, fügte der Kreml-Kritiker hinzu. Nach eigenen Angaben wird er achtmal pro Nacht von den Gefängniswärtern geweckt, die ihn permanent filmen. 

Nawalnys Mitarbeiter hatten sich zuletzt besorgt über dessen Gesundheitszustand gezeigt. Der 44-Jährige leidet nach eigenen Angaben unter einem eingeklemmten Nerv im Rücken. Wegen unzureichender ärztlicher Behandlung drohe ihm deshalb der Verlust seines rechten Beins, hatte er am Freitag erklärt. Auch im linken Bein habe er nun allmählich kein Gefühl mehr, schrieb Nawalny am Mittwoch auf Instagram.

Die Gefängnisbehörde bestritt die Vorwürfe am Mittwoch in einer Erklärung. Nawalny erhalte „jegliche notwendigen medizinische Hilfe in Übereinstimmung mit seinem aktuellen gesundheitlichen Zustand“. Die anderen Häftlinge fühlten sich durch die nächtlichen Kontrollen nicht gestört, fügte die Behörde hinzu. „Die Vollzugsbeamten halten sich strikt an das Recht aller Häftlinge auf einen ununterbrochenen achtstündigen Schlaf“.

Derweil verurteilte ein Gericht in Sankt Petersburg am Mittwoch einen Anhänger Nawalnys wegen dessen Teilnahme an den Protesten gegen die Inhaftierung des Kreml-Kritikers zu einem Jahr Haft in einem Straflager. Der Mann habe bei einer Demonstration im Januar Gewalt gegen einen Polizisten ausgeübt, erklärte das Gericht. 

Zur Unterstützung Nawalnys und aus Protest gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin waren im Januar und Anfang Februar im ganzen Land Demonstranten auf die Straße gegangen. Die Behörden gingen mit Härte gegen die Protestierenden vor, mehr als 10.000 Menschen wurden festgenommen, viele von ihnen wurden zu Geldbußen verurteilt. Dutzenden Demonstranten drohen längere Haftstrafen.

Nawalny, der als der größte Widersacher Putins gilt, war im vergangenen August in Russland Opfer eines Giftanschlags geworden, für den er den russischen Geheimdienst und den Kreml verantwortlich macht. Der 44-Jährige wurde nach Deutschland geflogen und in der Berliner Charité behandelt. 

Unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Moskau im Januar wurde er dann festgenommen. Im Februar wurde Nawalny in einem international kritisierten Verfahren wegen angeblicher Verstöße gegen seine Bewährungsauflagen zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft in einem Straflager verurteilt.

Der Oppositionelle ist in der berüchtigten Strafkolonie Nr. 2 in der Kleinstadt Pokrow inhaftiert. In der vergangenen Woche hatte Nawalny bei der Strafvollzugsbehörde eine offizielle Beschwerde wegen seiner Haftbedingungen eingereicht.

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