Intensivmediziner: Geplante Lockerungen kommen zu früh

Intensivbett-Behandlung - Bild: ponsulak via Twenty20
Intensivbett-Behandlung - Bild: ponsulak via Twenty20

Aus Sicht der deutschen Intensivmediziner kommen die von Bund und Ländern verabredeten Öffnungsschritte in der Corona-Pandemie drei Wochen zu früh. Das Risiko sei hoch, dass durch die Virusmutation der R-Wert über 1,2 steigt „und wir wieder in ein exponentielles Wachstum geraten“, warnte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Gernot Marx, im Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

„Die Sorge ist, dass wir deutlich steigende Zahlen an Neuinfektionen – und damit mit einem zeitlichen Versatz von zehn bis 14 Tagen – an Intensivpatienten mit Covid-19 haben werden, also in eine dritte Welle rutschen“, sagte Marx. Er verwies auf generell bereits jetzt wieder steigende Infektionszahlen, einen Anteil der britischen B117-Mutanten von inzwischen 46 Prozent unter den positiven Tests und einen R-Wert von 1,01 bereits ohne die neu beschlossenen Lockerungen.

Es müsse unbedingt verhindert werden, dass viele Menschen jetzt noch kurz vor der Impfung an Covid-19 erkranken – mit leider häufigen Langzeitfolgen, hob der Divi-Präsident hervor.

Positiv äußerte sich Marx zu der geplanten stärkeren Einbeziehung der Hausärzte bei Impfungen sowie zur erwarteten Zulassung des Impfstoffs von Astrazeneca auch für ältere Patientinnen und Patienten. Dies und vor allem die größere Verfügbarkeit von Impfstoffen führe „zu einer möglichst hohen Impfrate, wie von der Divi gefordert und ist der Weg, die Pandemie zu bewältigen“. Auch die geplante, deutlich umfangreichere Teststrategie sei „ein guter Weg, um neue Infektionsherde schnell zu erkennen und zu bannen – auch in den Schulen“. 

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