Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christian Lindner wirft den Regierungen von Bund und Ländern vor, den Alltag der Bürgerinnen und Bürger zu ignorieren. Die neuesten Bund-Länder-Beschlüsse zur Corona-Politik „atmen die vollständige Abkopplung von der Lebensrealität vieler Familien“, sagte er am Dienstag in Berlin. Beispielsweise sei es nicht nachvollziehbar, warum geimpfte Großeltern zu Ostern nicht ihre Kinder und Enkel besuchen sollten. „Das ist lebensfremd.“
Lindner forderte außerdem „mehr Raum für kreative Lösungen“. So brauche es „mehr Pragmatismus beim Impfen“, etwa durch eine Verlängerung der Abstände zwischen Erst- und Zweitimpfung. Schnelltests wiederum sollten in jeder Arztpraxis, allen Apotheken und den Drogeriemärkten vorgenommen werden.
„Wo ist das Vertrauen in diese Gesellschaft?“, fragte Lindner zudem. Es herrsche eine Art „Planwirtschaft beim Management der Pandemie“. Dabei könnten die Menschen viele Risiken selbst gut einschätzen. Auch hätten viele Betriebe, beispielsweise Restaurants, Hotels und Sportanlagen, funktionierende Hygienekonzepte, die durch die dauerhafte Schließung aber nicht zur Anwendung kämen.
Unzufrieden zeigte sich der FDP-Fraktions- und Parteichef zudem mit der Organisation der Bund-Länder-Runden. Die jüngsten Beratungen hatten Montag am frühen Nachmittag begonnen und waren erst nach zwei Uhr morgens am Dienstag zu Ende gegangen. Lindner kritisierte „diese Showdowns bis in die Morgenstunden“. Er forderte, die nächste Bund-Länder-Runde müsse um neun Uhr morgens beginnen.