Malu Dreyer hofft auf neuen Sieg im Mainzer Endspurt

Malu Dreyer - Bild: Sven Mandel, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Malu Dreyer - Bild: Sven Mandel, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Malu Dreyer ist als rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin so bekannt, dass auf ihren SPD-Wahlplakaten neben ihrem Foto und dem Motto „Wir mit ihr“ häufig nicht einmal ihr Name steht. Sie will ihr Amt bei der Landtagswahl am Sonntag erneut verteidigen. Im Moment steht sie an der Spitze einer Ampelkoalition mit FDP und Grünen. Behalten die Umfragen Recht, könnte sie die Regierung so weiter führen.

Dreyer genießt hohes Ansehen in der Landes- und Bundespartei. Seit sie ihr Regierungsamt bei der Landtagswahl 2016 trotz Umfragetiefs verteidigen konnte, gilt sie für viele Sozialdemokraten als Hoffnungsträgerin. Damals holte Dreyers SPD den Vorsprung der CDU der damaligen Spitzenkandidatin Julia Klöckner in den Umfragen auf und landete am Wahlabend mit 4,4 Prozentpunkten Abstand deutlich vor den Christdemokraten.

Dieses Muster könnte sich 2021 wiederholen: Der Vorsprung der CDU von Spitzenkandidat Christian Baldauf in den Umfragen schmolz dahin – die Erhebungen sahen beide Parteien entweder gleichauf oder mit einem geringen Vorsprung für die SPD. Für die Fortsetzung der rot-gelb-grünen Regierungskoalition würde es rechnerisch reichen. Für Rot-Grün alleine würde es laut einer ZDF-Umfrage sogar nur sehr knapp nicht reichen.

Obwohl die SPD in Rheinland-Pfalz entgegen dem Bundestrend seit 30 Jahren ununterbrochen regiert, ist ein Wahlsieg im strukturkonservativen Land für Dreyer kein Selbstläufer. Ihr Image als bodenständige Landesmutter bekam in der Corona-Pandemie Kratzer. In der Fernsehtalkshow von Anne Will sagte Dreyer im Januar, dass Deutschland „insgesamt gut durch die Pandemie gekommen“ sei – ein Satz, der angesichts von damals bereits mehr als 50.000 Corona-Toten und schleppender Impfungen breite Kritik auslöste.

Hinzu kommt, dass wenige Tage zuvor rund 30.000 ausgemachte Impftermine abgesagt und verschoben werden mussten, nachdem bekannt geworden war, dass das Land weniger Impfstoff geliefert bekommt als geplant. Nach den Bund-Länder-Schalten betonte Dreyer in den vergangenen Monaten immer wieder, wie wichtig ein gemeinsames Vorgehen der Länder sei. Von den zahlreichen Alleingängen ihrer Amtskollegen wirkte sie zunehmend genervt.

Dreyer ist seit Anfang 2013 als Nachfolgerin von Kurt Beck Ministerpräsidentin in Rheinland-Pfalz. Schon damals hieß es über sie in der SPD, sie sei „so beliebt wie Hitzefrei und Freibier“. Nach der Ära Beck, die unter anderem durch die Affäre um Millionenzahlungen für den Nürburgring belastet war, gelang es Dreyer, die SPD als führende Regierungspartei im Land wieder aufzurichten.

Vor ihrem Wechsel in die Staatskanzlei war die 1961 in Neustadt an der Weinstraße geborene Tochter eines Schuldirektors und einer Erzieherin bereits seit 2002 Sozialministerin im Kabinett Beck. Die soziale Gerechtigkeit blieb ein zentrales politisches Thema für die Juristin, die eigentlich Arbeitsrichterin werden wollte und für kurze Zeit als Staatsanwältin arbeitete.

Zwischen Juni und Dezember 2019 war Dreyer nach dem Rücktritt von Andrea Nahles vom SPD-Vorsitz Teil der kommissarischen Troika, welche die Bundespartei bis zur Wahl der neuen Vorsitzenden führte. Nach dem Rückzug von Manuela Schwesig und Thorsten Schäfer-Gümbel war sie ab Ende September für rund zwei Monate alleinige kommissarische SPD-Chefin.

Verheiratet ist die 60-Jährige mit dem früheren Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen, der drei Kinder aus erster Ehe hat. Sie leben in einem inklusiven Mehrgenerationenprojekt in Trier.

Nach ihrer Nominierung als Beck-Nachfolgerin 2013 stand zunächst besonders Dreyers Erkrankung an Multipler Sklerose im Mittelpunkt des Interesses. Die Nervenkrankheit behindert sie beim Gehen, bei weiteren Strecken nutzt sie einen Rollstuhl. Ihn zu akzeptieren, sei schwer gewesen, sagte Dreyer einst. Es sei aber ein „sehr positives Gefühl“ gewesen, sich wieder freier bewegen zu können. Seither gehe sie locker mit dem Thema um. In ihrer Arbeit fühlt sie sich in keiner Weise eingeschränkt. Schon lange ist ihre Erkrankung kein großes Thema mehr.

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