Metall-Arbeitgeber warnen in Tarifstreit vor Abwanderung „hunderttausender Jobs“

Metallarbeiter - Bild: alex.gorbach via Twenty20
Metallarbeiter - Bild: alex.gorbach via Twenty20

Im Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie hat Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf vor der Abwanderung „hunderttausender Jobs“ gewarnt. „Viele Unternehmen haben Verlagerungspläne ins Ausland in der Schublade. Ich will denen keinen Grund geben, die da wieder rauszuholen“, sagte der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall der „Bild am Sonntag“. Bereits in den vergangenen beiden Jahren seien fast 200.000 Jobs in der Metall- und Elektro-Industrie weggefallen. 

„Wenn die Wettbewerbssituation sich nicht bessert, müssen wir damit rechnen, dass weitere Hunderttausende Jobs ins Ausland verlagert werden“, sagte Wolf. Mit der Corona-Beihilfe sei ein gutes Angebot auf den Tisch gelegt worden. „Auch eine Tariferhöhung im Jahr 2022 können wir uns vorstellen. Mehr ist einfach nicht drin“, so Wolf. „Es gibt nichts zu verteilen.“

Die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie befinden sich seit Dezember in Tarifverhandlungen mit der IG Metall. Ein Pilot-Abschluss in Nordrhein-Westfalen war in der Nacht zu Freitag gescheitert. Der Arbeitgeberverband Metall NRW hatte eine Einmalzahlung von 350 Euro in diesem Jahr angeboten.

Ein zeitnaher Abschluss in dem Bezirk, der etwa 700.000 Beschäftigte der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektroindustrie umfasst, könnte als Beispiel für andere Tarifgebiete dienen. Bundesweit geht es um mehr als 3,8 Millionen Beschäftigte der Branche.

Die Gewerkschaft fordert allerdings statt einer Einmalzahlung für dieses Jahr eine deutliche Lohnerhöhung und bezeichnete das Angebot von 350 Euro als „völlig unzureichend“.

Währenddessen hatten sich in der Nacht zu Samstag Arbeitgeber und Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen für die nordwestdeutsche Stahlindustrie auf eine Corona-Prämie von 500 Euro für 2021 sowie weitere, tarifdynamische Zusatzzahlungen geeinigt. Die Vereinbarung betrifft rund 70.000 Stahlarbeiter.

Der IG-Metall-Bundesvorsitzende Jörg Hofmann erklärte mit Blick auf die noch laufenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie, die Einigung für die nordwestdeutsche Stahlindustrie zeige, „dass auch unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie angemessene Kompromisse möglich sind“. Die Einigung gebe den Beschäftigten Sicherheit und Perspektive, die Lasten der Krise würden fair verteilt. 

Der Abschluss sei aber „nicht einfach eine Blaupause für die Metall- und Elektroindustrie“, betonte Hofmann. „Dafür sind die Situation in den Branchen und die Voraussetzungen, unter denen wir in die Tarifbewegungen gestartet sind, zu unterschiedlich.“

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