Minneapolis zahlt Familie von George Floyd 27 Millionen Dollar Schmerzensgeld

Der Sarg von George Floyd vor einer Trauerfeier in Minneapolis - imago images/ZUMA Wire

Knapp zehn Monate nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz erhält dessen Familie von der US-Stadt Minneapolis ein Schmerzensgeld in Millionenhöhe. Beide Seiten einigten sich am Freitag auf einen Vergleich in Höhe von 27 Millionen Dollar (22,6 Millionen Euro). Der Anwalt der Floyd-Familie, Ben Crump, bezeichnete die Einigung als „historisch“. 

Der Vergleich sende die „starke Botschaft aus, dass schwarze Leben wirklich zählen“ und dass Polizeigewalt gegen Nicht-Weiße enden müsse, sagte Crump. Nach seinen Worten handelt es sich um das höchste Schmerzensgeld, das in den USA je in einer außergerichtlichen Einigung nach einem unrechtmäßigen Todesfall erzielt wurde. „George Floyds furchtbarer Tod, der von Millionen Menschen weltweit bezeugt wurde, hat ein tiefes Verlangen und die unbestreitbare Forderung nach Gerechtigkeit und Veränderung entfesselt“, sagte Crump. 

Auch der Minneapolis‘ Bürgermeister Jacob Frey begrüßte den Vergleich. Die Gemeinschaft der Afroamerikaner in der Stadt habe „ein schweres und tiefgreifendes Trauma erlitten“, sagte er. Der mit der Floyds Familie erzielte Vergleich spiegele „unsere gemeinsame Verpflichtung“ wider, Gerechtigkeit für alle voranzutreiben. 

Floyds Familie hatte nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners Klage gegen die Stadt eingereicht. Der Stadtrat stimmte der Forderung einstimmig zu. Eine halbe Million Dollar aus dem Vergleich soll direkt in Maßnahmen zur Aufwertung des afroamerikanisch geprägten Stadtteils von Minneapolis fließen, in dem Floyd getötet wurde.

Unabhängig von den Strafprozessen gegen die angeklagten Polizisten gewähre das Schmerzensgeld der Familie ein Stück Gerechtigkeit, „das sinnvoll, wichtig und notwendig ist“, sagte ein weiterer Anwalt der Familie, Chris Stewart. Der Millionenvergleich stelle sicher, dass „George Floyds Tod zu einer substanziellen, positiven Veränderung“ führe und Polizeibehörden in den USA Reformen umsetzten. „Sie haben jetzt 27 Millionen Gründe, warum sie das tun sollten“, fügte Stewart hinzu.  

Floyds Bruder Rodney sagte, die außergerichtliche Einigung sei ein notwendiger Schritt, um die Trauer allmählich zu bewältigen. „Georges Hinterlassenschaft für seine Liebsten wird immer sein Optimismus bleiben, dass die Dinge sich verbessern können – und wir hoffen, dass diese Einigung genau das tun wird.“

Floyds auf einem Handyvideo festgehaltener Tod am 25. Mai 2020 hatte weltweit für Schlagzeilen gesorgt und beispiellose Proteste ausgelöst. Sein Satz „I can’t breathe“ – „Ich kann nicht atmen“ oder „Ich bekomme keine Luft“ – wurde zu einem Motto der Black-Lives-Matter-Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze. Die teilweise von Ausschreitungen überschatteten Proteste hielten die USA wochenlang in Atem. 

Am Montag hatte der Strafprozess gegen den ersten der vier beschuldigten Beamten begonnen. Der weiße Ex-Polizist Derek Chauvin hatte dem wegen Falschgeld-Vorwürfen festgenommenen 46-Jährigen rund neun Minuten lang auf offener Straße das Knie in den Nacken gedrückt, obwohl Floyd mehr als 20 Mal klagte, er bekomme keine Luft.

Dem nach Floyds Tod entlassenen Polizisten wird unter anderem „Mord zweiten Grades“ zur Last gelegt. Das entspricht einem Totschlag in einem besonders schwerem Fall, wenn auch ohne Tötungsabsicht, und kann mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden. Der Prozess gegen Chauvin erhält enorme Beachtung. In den USA kommen Beamte wegen Polizeigewalt nur selten vor Gericht, noch seltener werden sie verurteilt.

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