Der Abschied von Dieter Bohlen kommt so jäh wie kürzlich die Ankündigung von RTL, den Vertrag mit ihrem langjährigen Casting-Superstar nicht zu verlängern. „Kurzfristig“ habe Bohlen krankheitsbedingt für das Halbfinale von „Deutschland sucht den Superstar“ am kommenden Samstag abgesagt, für das Finale eine Woche später gleich mit. Damit schauen Bohlens viele Fans in die Röhre und können sich nicht mehr von ihrem Star verabschieden.
Zur Erkrankung selbst machte RTL keine Angaben, der Sender schickte seinem langjährigen Aushängeschild lediglich ein paar Genesungswünsche mit auf den Weg. Die „Bild“-Zeitung berichtete, sie habe Bohlen am Handy erreicht, er habe sich aber nicht zur Absage äußern wollen. Als Krankheit ist seit Februar nur bekannt, dass er sich beim Schlittenfahren schwer am Fuß verletzt hatte – seitdem veröffentlichte Bohlen aber in sozialen Netzwerken optimistische Beiträge.
Doch seitdem RTL vor zwei Wochen sein Aus als Chefjuror von „DSDS“ und „Das Supertalent“ bekannt gegeben hatte, befindet sich der 67-Jährige auf Tauchstation. Einen versöhnlichen Abschied von seinem langjährigen Arbeitgeber scheint er nicht anzustreben.
Bohlen gelingt damit nicht, was andere prägende Köpfe der vergangenen Fernsehjahre geschafft haben. Thomas Gottschalk verabschiedete sich bei „Wetten, dass..?“ persönlich von seinem Publikum. Stefan Raab konnte 2015 bei seinem Fernsehabschied die Tränen nicht zurückhalten.
Bei Bohlen wird es diese Möglichkeit eines Abschieds mit Emotionen nicht geben. Es erscheint auch kaum vorstellbar, dass RTL ihm nochmal eine eigene Abschiedssendung spendiert – auch ohne offizielle Bestätigung sah zuletzt alles nach einer Trennung im Streit aus.
Dabei galt Bohlen lange als Phänomen und Gelddruckmaschine für RTL. In der für die Werbung relevanten Zielgruppe holte der erfolgreiche Musikproduzent und Modern-Talking-Frontmann lange die höchsten Einschaltquoten. Seit 2002 funktionierte Bohlen als Zuschauermagnet, er war der Urvater der Castingformate in Deutschland. Und obwohl er wie seit Beginn seiner Karriere immer wieder polarisierte, beherrscht Bohlen ganz offenkundig bis heute die Sprache der Jugend.
Zu sehen ist dies etwa in Bohlens Auftritt bei Instagram: Eineinhalb Millionen Menschen haben ihn dort abonniert. Zuletzt sahen fast 900.000 Menschen dabei zu, wie er und seine junge Frau Carina wechselseitig Topfdeckel über ihren Köpfen gegeneinander schlugen. Das Video in seinem bekannten Mix aus Albernheit und Fröhlichkeit veröffentlichte Bohlen wenige Tage vor Bekanntwerden seines Aus bei RTL.
Dass sich über Geschmack streiten lässt, störte Bohlen aber noch nie. Wissenschaftler bestätigten ihm schon, dass er zu einem Zeitgeist passe, in dem Leistung, Talent und Ausbildung nicht mehr als zwingende Voraussetzung für Erfolg gälten.
Doch der am 7. Februar 1954 im niedersächsischen Berne geborene Bohlen bestreitet genau diesen fehlenden Leistungsgedanken. Die Menschen glaubten, dass es für alles Tricks im Leben gebe, sagte er einmal der „Bild“-Zeitung. „Es gibt aber nur einen Trick: Man muss arbeiten wie ein Galeerensträfling – das will keiner hören, aber es ist die einzige Wahrheit meines Lebens.“
Das klingt zurückhaltender als früher, als Bohlen gern mit Geld und schönen Frauen an seiner Seite prahlte. Nachdem er bis in die 90er Jahre ein eher bürgerliches Leben mit Ehefrau und drei Kindern führte, folgten Jahre mit wechselnden Partnerinnen und immer neuen Skandalen.
Doch Carina scheint den Diplomkaufmann gebändigt zu haben, seit vierzehn Jahren ist er mit ihr liiert, das Paar hat zwei gemeinsame Kinder. Zu seinem 65. Geburtstag vor zwei Jahren sagte Bohlen, dass er nicht an den Ruhestand denke. „Solange ich gesund bin und Lust dazu habe, gebe ich Vollgas.“ Momentan scheint aber völlig offen, an welcher Stelle er das in Zukunft machen will.