Mutmaßlicher Angreifer von Atlanta bestreitet Rassismus als Motiv

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Einen Tag nach den grausamen Angriffen auf drei Massagestudios im US-Bundesstaat Georgia drehen sich die Ermittlungen um das Motiv des mutmaßlichen Täters. Der festgenommene 21-jährige Verdächtige habe für die Tat „die Verantwortung übernommen“, sagte Jay Baker von der Polizeibehörde im Bezirk Cherokee am Mittwoch. „Er behauptet, dass sie nicht rassistisch motiviert war.“ Der Angriff mit acht Todesopfern löste landesweit bestürzte Reaktionen aus, US-Präsident Joe Biden äußerte sich „sehr besorgt“ über die Gewalt gegen asiatisch-stämmige US-Bürger.

„Er hat offenbar ein Problem, das er als Sexsucht bezeichnet“, sagte der Ermittler Baker und fügte hinzu, der Verdächtige habe die Massagestudios eigenen Angaben zufolge als „Versuchung“ gesehen, die er „beseitigen wollte“. Nach Angaben der US-Behörden könnte der 21-Jährige geplant haben, nach Florida weiterzufahren und dort weitere Angriffe zu starten.

Auch wenn das Motiv noch nicht geklärt sei, spreche der jüngste Angriff „für ein größeres Problem“, nämlich „die Gewalt in unserem Land“, erklärte US-Vizepräsidentin Kamala Harris. „Ich möchte unserer asiatisch-amerikanischen Gemeinschaft sagen, dass wir ihnen beistehen“, betonte Harris und fügte hinzu, der Angriff habe „verängstigt, schockiert und empört“.

Der ehemalige US-Präsident Barack Obama betonte bei Twitter, das Motiv des mutmaßlichen Täters sei noch nicht geklärt, die Identität der Opfer unterstreiche jedoch „einen alarmierenden Anstieg der anti-asiatischen Gewalt“, die aufhören müsse.

Auch Georgias Senator Raphael Warnock verurteilte die Gewalt in einem Tweet am Dienstagabend. „Die tragische Gewalt in Atlanta, die acht Menschenleben gefordert hat, bricht mein Herz“, schrieb Warnock. Er bete für die Familien der Opfer und für „Frieden für die Gemeinde“.  

Die Schüsse fielen am Dienstag (Ortszeit) im Großraum der Metropole Atlanta. Die Polizei geht davon aus, dass alle drei Angriffe durch denselben Täter erfolgten. Sie veröffentlichte Bilder von dem 21-Jährigen, der mit einem rot-blauen Kapuzenpullover in der Nähe eines Tatorts von einer Überwachungskamera gefilmt wurde.

Beim ersten Angriff am späten Dienstagnachmittag (Ortszeit) nahe der Stadt Atlanta wurden vier Menschen getötet, wie die Zeitung „Atlanta Journal-Constitution“ berichtete. Zwei weitere Menschen wurden demnach verletzt. Bei den Opfern handelt es sich nach Angaben des zuständigen County Sheriffs um zwei asiatisch-stämmige und eine weiße Frau sowie einen weißen Mann.

Wenig später fielen Schüsse in zwei nebeneinander liegenden Massagestudios in Atlanta. Dabei wurden vier Frauen asiatischer Herkunft getötet. 

Anti-Rassismus-Aktivisten hatten zuletzt vor einer wachsenden Ablehnung von Menschen asiatischer Herkunft in den USA gewarnt. Sie führten dies in der Corona-Krise auch auf die Attacken des früheren US-Präsidenten Donald Trump gegen China zurück, der wiederholt vom „chinesischen Virus“ gesprochen hatte. In den 16 größten Städten der USA verdreifachte sich laut einer Studie des Center for the Study of Hate and Extremism beinahe die Zahl anti-asiatischer Straftaten im vergangenen Jahr von 49 auf 122.

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