Die Mehrheit der Länder mit niedrigem Einkommen hat bislang keine einzige Dosis eines Corona-Vakzins verimpft. Das teilte am Mittwoch ein Zusammenschluss von Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International, Global Justice Now, die UN-Organisation Unaids und Oxfam mit. Das Bündnis kritisierte, dass wirtschaftsstarke Länder wie die USA und Großbritannien sowie die EU Vorschläge zur Aussetzung des Patentrechts blockierten. Eine Umfrage zeige indessen, dass zwei Drittel der Deutschen dies befürworten würden.
Mehr als 100 Länder, angeführt von Südafrika und Indien, wollten sich am Mittwoch und Donnerstag bei der Welthandelsorganisation (WTO) erneut für einen Verzicht auf die handelsbezogenen Aspekte des geistigen Eigentums (TRIPS) stark machen, erklärte das Bündnis. Dadurch würden rechtliche Hindernisse beseitigt werden, damit mehr Länder und Hersteller Impfstoffe produzieren könnten.
Zwar würden in den kommenden Tagen weitere Dosen aus der Covax-Initiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgeliefert. Trotzdem könnten nur drei Prozent der Menschen in Ländern des globalen Südens bis Mitte des Jahres auf eine Impfung hoffen. Bis Ende 2021 könnten es bestenfalls ein Fünftel sein.
Eine vom Institut Yougov erstellte Umfrage in den USA, Frankreich, Deutschland und Großbritannien zeige jedoch, dass in diesen Staaten zusammen mehr als zwei Drittel der Menschen der Ansicht seien, dass Regierungen dafür sorgen sollten, dass Impfstoff-Technologie mit qualifizierten Herstellern auf der ganzen Welt geteilt werden solle. In Deutschland sprachen sich dafür 70 Prozent der Befragten aus. Die Entwickler von Impfstoffen sollten dafür angemessen entschädigt werden.