Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat die Forderung nach einem Verzicht auf Ostergottesdienste scharf kritisiert. „Es hat mich schon erstaunt, dass ausgerechnet Parteien, die das C im Namen führen, den Kirchen den Verzicht auf Gottesdienste nahelegen, noch dazu an Ostern“, sagte Seehofer der „Bild“-Zeitung vom Mittwoch zu den Ergebnissen des Corona-Gipfels.
Seehofer hob aber hervor, dass den Kirchen Ostergottesdienste nicht verboten sind: „Ich möchte ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich hier um eine Bitte handelt.“ Sein Ministerium habe diesen Vorschlag auch nicht gemacht, „obwohl wir für die Religionen zuständig sind“. Seehofer wies dabei auf die zu Beginn der Pandemie gemeinsam mit den Kirchen ausgearbeiteten Hygiene-Konzepte hin, „die bis heute tadellos funktionieren“.
Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) will die Kirchen selbst entscheiden lassen, ob sie an Ostern Präsenzgottesdienste feiern oder nicht. In einem Interview mit den ARD-„Tagesthemen“ (Dienstagsausgabe) sagte Kretschmer: „Wir sollten das nicht vorgeben als Politik.“ Jeder werde nun darüber nachdenken und „ich habe keinen Zweifel daran, dass die Kirchen, die Religionsgemeinschaften einen klugen und verantwortungsvollen Weg finden werden“, sagte der CDU-Politiker.
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Es muss in den Gesprächen mit Bund und Ländern deutlich werden, dass die Öffnung der Kirchentüren zu Ostern etwas anderes ist als die Öffnung irgendwelcher Geschäfte.“ Gottesdienste seien unter Wahrung strenger Regeln möglich. Diese seien an den höchsten Feiertagen „unersetzbare Bestandteile christlichen Lebens“.
Sternberg verwies auf die strengen Schutzkonzepte. „Nicht zuletzt hat die Weihnachtszeit gezeigt: Kein katholischer Gottesdienst wurde zum Corona-Hotspot.“ Daran könne in den Ostertagen angeknüpft werden.
Die katholische Kirche hatte bereits am Dienstag angedeutet, der Bitte von Bund und Ländern nicht nachkommen zu wollen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ließ ihren Umgang mit der Bitte zunächst noch offen und kündigte eine Erklärung nach den Beratungen mit der Politik an.
Im vergangenen Jahr hatten die Kirchen im Lockdown auf öffentliche Ostergottesdienste verzichtet. Zu Weihnachten gab es Gottesdienste mit besonders strengen Regeln – viele Gemeinden verlagerten die Feiern nach draußen, auch wurden Voranmeldungen verlangt und blieben die Besucherzahlen stark begrenzt.