Das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) sieht durch den Astrazeneca-Impfstopp den Zeitplan der Bundesregierung in Gefahr. Die Maßnahme „würde das Impfergebnis um einen Monat rechnerisch nach hinten verschieben“, sagte ZI-Chef Dominik von Stillfried dem „Handelsblatt“. Alle Menschen über 60 wären somit erst Anfang Juli durchgeimpft.
Das ZI geht in dem Modell davon aus, dass die bislang zugelassenen Mittel von Johnson & Johnson, Moderna und Biontech/Pfizer in den zugesagten Mengen geliefert werden und die Hausärzte frühstmöglich impfen können.
Derweil mehren sich die Stimmen, die Impfreihenfolge aufzugeben: So forderte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montagabend im ARD-„Brennpunkt“ die rasche Freigabe aller Impfungen – auch mit Astrazeneca. Es mache keinen Sinn mehr, „endlos lange Prioritätenlisten anzufertigen“, sagte Söder. „Da muss man dann echt freigeben.“
Der CSU-Chef geht auch davon aus, dass Astrazenenca bald wieder eingesetzt werde. „Ich kenne so viele Menschen, die sich sofort mit Astrazeneca impfen lassen würden. Ich würde mich auch sofort hinstellen.“
Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa hatte das Bundesgesundheitsministerium am Montag die Impfungen mit dem Vakzin gestoppt. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) halte weitere Untersuchungen für notwendig, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mitteile.