Spahn: „Sehr herausfordernde Wochen“ stehen bevor – Inzidenz wieder über 70

Jens Spahn - Bild: BMG
Jens Spahn - Bild: BMG

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) schätzt die Pandemielage in Deutschland weiterhin als angespannt ein und fordert die Bürger zum Einhalten der Regeln auf. „Wir müssen uns noch auf einige sehr herausfordernde Wochen einstellen“, sagte er am Freitag. RKI-Chef Lothar Wieler mahnte, die dritte Corona-Welle müsse so flach wie möglich gehalten werden. Die seit längerem wieder steigende Sieben-Tages-Inzidenz überschritt am Freitag die Marke von 70.

Spahn hob in der gemeinsamen Pressekonferenz mit Wieler Erfolge bei der Impfkampagne hervor. Inzwischen seien etwa sechs Millionen Bürgerinnen und Bürger mindestens einmal geimpft. In den vergangenen zwei Tagen seien zudem mit jeweils mehr als 270.000 Injektionen mehr Impfungen verabreicht worden als je zuvor. Das Impfen gewinne „deutlich an Dynamik“. 

Der Minister hob auch die breite Anwendung von Schnell- und Selbsttests als wichtigen Faktor der Pandemiebekämpfung hervor. „In sehr vielen Teilen des Landes“ laufe es mit dem Angebot von einem kostenlosen Corona-Schnelltest in der Woche pro Bürgerin und Bürger schon gut.

Allerdings dürften die Wirkung von Tests und Impfungen aus den Pandemieverlauf nicht überschätzt werden, schränkte Spahn ein. Die bekannten Regeln wie Handhygiene und Abstandhalten müssten weiter beachtet werden.

Auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Wieler, appellierte an die Bevölkerung, die Regeln weiter einzuhalten. „Die Impfungen weisen uns den Weg aus der Pandemie“, sagte er. Bis jedoch der Großteil der Menschen in Deutschland geimpft sei, „bitte ich uns alle“, weiterhin die Hygieneregeln einzuhalten und die Kontakte zu reduzieren.

„Jetzt stehen wir am Anfang der dritten Welle“, mahnte Wieler. „Und diese dritte Welle müssen wir gemeinsam so flach halten wie möglich.“ In einer gemeinsamen Anstrengung könne verhindert werden, „dass wir in die gleiche Situation kommen wie vor Weihnachten – mit vielen Erkrankungen, mit vielen schweren Verläufen und auch mit vielen Todesfällen“.

Wieler wies darauf hin, dass die Corona-Fallzahlen sich „auf zu hohem Niveau“ eingependelt hätten. Das RKI meldete am Freitagmorgen 12.834 neue Ansteckungsfälle innerhalb eines Tages sowie 252 Todesfälle. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die angibt, wie viele Menschen sich in den vorangegangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner angesteckt haben, stieg laut RKI auf 72,4 nach 69,1 am Donnerstag.

„Wir laufen einen Marathon“, sagte Wieler mit Blick auf die Pandemie. „Wir befinden uns im letzten Drittel“ des Langstreckenlaufs – und dieses sei bekanntermaßen besonders anstrengend. Alle müssten weiterhin aktiv zur Eindämmung des Virus beitragen. „Der beste Schutz für uns alle ist eine niedrige Inzidenz“, betonte Wieler.

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ermunterte zum Durchhalten. „Die Ungeduld ist riesengroß, die Unzufriedenheit greifbar. Der Lockdown zehrt an den Nerven“, sagte er laut Redemanuskript auf einer Veranstaltung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Dennoch sei jetzt „nicht die Zeit für Resignation und Selbstmitleid“.

„Nicht alles, aber vieles ist gelungen“, urteilte Steinmeier über das Pandemie-Management. „Unsere Stärken sind kein Grund für Hochmut. Unsere Fehler aber auch kein Grund für Kleinmut. Sondern Mut braucht es, guten Mut“, sagte er. „Deshalb bitte ich uns: Deutschland, wirf jetzt nicht das Handtuch! Im Gegenteil: Hol‘ raus, was in Dir steckt!“

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