Spitzenkandidatin Eisenmann auf verlorenem Posten – Südwest-CDU erzielt bislang schlechtestes Ergebnis

Susanne Eisenmann - Bild: Kultusministerium Baden-Württemberg
Susanne Eisenmann - Bild: Kultusministerium Baden-Württemberg

Vom früheren baden-württembergischen CDU-Ministerpräsidenten Erwin Teufel stammt der Satz, mit Bildungspolitik könne man keine Wahlen gewinnen, nur verlieren. Eine fast schon prophetische Aussage, wie die Landtagswahl am Sonntag in Baden-Württemberg zeigte: Die CDU stürzte unter ihrer Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann, Kultusministerin von Baden-Württemberg und Herausforderin von Grünen-Regierungschef Winfried Kretschmann, regelrecht ab. 

Eisenmann nahm am Wahlabend kein Blatt vor den Mund: „Desaströs“ sei das Abschneiden bei der Wahl gewesen, sie selbst übernehme „selbstverständlich“ die Verantwortung für das bislang schlechteste Landtagswahl-Ergebnis der baden-württembergischen CDU.

Sehr forsch war Eisenmann im Wahlkampf aufgetreten. Das machte sie im Land zwar bekannter, aber nicht unbedingt beliebter. Laut ARD-Umfrage wollten nur 16 Prozent der Wähler sie als neue Ministerpräsidentin – Amtsinhaber Kretschmann kam auf 69 Prozent. Von vornherein kämpfte Eisenmann auf verlorenem Posten.

Eisenmann ging im Wahlkampf auch während der Corona-Pandemie keinem Streit aus dem Weg – etwa als sie im Dezember forderte, die Grundschulen und Kitas in ihrem Land „unabhängig von den Inzidenzwerten“ wieder zu öffnen. Ihr Vorstoß machte die 56-Jährige zwar bundesweit bekannt. Doch bei Schülern, Lehrern und Eltern im Land war ihr Kurs umstritten.

Mit Energie und robustem Auftreten bahnte sich Eisenmann früh ihren Weg in die Politik. Die gebürtige Stuttgarterin trat in den 80er Jahren, als andere Teenager gegen Aufrüstung demonstrierten, der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union bei. Nach ihrer Promotion wurde sie 1991 persönliche Referentin beim damaligen CDU-Landtagsfraktionschef Günther Oettinger.

An dessen Seite arbeitete Eisenmann 14 Jahre, was ihr weiteres Leben politisch wie persönlich prägte. Denn bei Oettinger lernte sie auch ihren späteren Mann Christoph Dahl kennen, der heute die landeseigene Baden-Württemberg-Stiftung leitet. Das Paar hat keine gemeinsamen Kinder, Dahl brachte allerdings fünf Kinder aus einer früheren Ehe mit in die Beziehung.

Ende der 90er Jahre machte Eisenmann auch in der Stuttgarter Kommunalpolitik Karriere. 2004 wurde sie Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, kurz danach Bürgermeisterin für Schulen, Kultur und Sport. Als der CDU-Landeschef Thomas Strobl Eisenmann nach der Wahl 2016 als Kultusministerin vorschlug, stieß sie anfangs auf Widerstände.

Eisenmanns Spitzenkandidatur bei der aktuellen Landtagswahl stellte ihre Freundschaft zu Strobl auf eine Probe. Er hätte gern selbst kandidiert. Wie schon 2016 musste er im parteiinternen Auswahlprozess aber erneut anderen den Vortritt lassen. Mit einer jüngeren Kandidatin rechneten sich die Christdemokraten bessere Chancen gegen den bereits seit zehn Jahren amtierenden Kretschmann aus.

Erschwert wurde Eisenmanns Lage im Wahlkampfschlussspurt noch durch die Maskenaffäre in der Union, die die baden-württembergischen Christdemokraten direkt betraf. Der Mannheimer CDU-Bundestagsabgeordnete Nikolas Löbel ist einer der zwei Unionsvertreter, die sich durch Honorare als Vermittler bei der Maskenbeschaffung bereichert haben sollen.

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