Studie sieht Potenzial zur Angleichung der Arbeitszeiten zwischen Geschlechtern

Zufriedene Arbeitnehmerin
Zufriedene Arbeitnehmerin

Bei den Arbeitszeiten klaffen in Deutschland einer Studie zufolge Wunsch und Wirklichkeit auseinander. Erwerbstätige Männer arbeiteten im Durchschnitt 41 Stunden pro Woche und damit neun Stunden mehr als Frauen, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Allerdings wünschten sich Männer mit 37 Stunden und Frauen mit 30 Stunden pro Woche eine kürzere Arbeitszeit. Insgesamt arbeiten demnach 50 Prozent der männlichen und 41 Prozent der weiblichen Beschäftigten mehr, als sie gerne würden.

Zugleich möchten der Studie zufolge mehr Frauen als Männer ihre Arbeitszeit ausweiten. So sei der Anteil unterbeschäftigter Frauen mit 17 Prozent fast doppelt so hoch wie bei Männern – von ihnen arbeiten den Angaben zufolge nur neun Prozent weniger als gewünscht.

„Unterschiedliche Arbeitszeiten sind einer der Hauptgründe für die unterschiedlichen Erwerbseinkommen von Männern und Frauen“, erklärte der Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, Jörg Dräger. „Unsere Analysen zeigen: Das Potenzial für die Angleichung von Arbeitszeiten ist da. Und es ist auch gesellschaftlich geboten.“

Die Studie des Ifo-Instituts im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung untersuchte die Entwicklung der tatsächlichen und gewünschten Arbeitszeit seit 1985 sowie die Gründe für die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Insbesondere Müttern fällt es der Studie zufolge schwer, ihre Arbeitszeitwünsche zu realisieren. Dies sei vor allem auf den Mangel an Betreuungsmöglichkeiten oder die zu hohen Kosten dafür zurückzuführen. Auf die Arbeitszeitwünsche von Männern haben Kinder und die Betreuungssituation hingegen so gut wie keinen Einfluss, wie die Autoren der Untersuchung erklärten. Dies deute darauf hin, dass die traditionelle Rollenaufteilung nach wie vor dominiere. 

„Fehlende oder zu teure Kinderbetreuung führt immer noch dazu, dass insbesondere Mütter ihre Arbeitszeitwünsche nicht realisieren können“, erklärte Stiftungsvorstand Dräger. Durch die Corona-Pandemie verschärfe sich die Situation zusätzlich. Darüber hinaus müssten Fehlanreize etwa im Steuersystem abgebaut werden. So führe die Kombination aus Ehegattensplitting und Minijobs dazu, dass es sich für Zweitverdienerinnen häufig nicht lohne, eine substanzielle Beschäftigung aufzunehmen. 

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