Studien zeigen Zusammenhang von Flüchtlingszuzug und Aufwind für rechte Parteien

Flüchtlinge
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In Regionen mit einer hohen Zahl an Geflüchteten schneiden rechte Parteien besser ab. Das ergeben zwei Studien des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung in Essen, die der Nachrichtenagentur AFP am Montag vorlagen. Der Effekt ist demnach unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region und betrifft sowohl Bundestags- als auch Landtagswahlen. Zuerst hatte die „Rheinische Post“ über die Forschungsergebnisse berichtet.

Eine der Studien widmet sich dem Effekt in den Gemeinden, die andere betrachtet die Kreisebene. „Es zeigt sich: Wenn in einer Region mehr Geflüchtete leben, gewinnen rechte Parteien wie die NPD, die Republikaner, die Rechte und – ab 2016 – die AfD mehr Stimmanteile“, heißt es in einer Zusammenfassung des RWI zu beiden Studien. 

„Für diesen Zusammenhang kann es verschiedene Erklärungen geben, zum Beispiel die Sorge vor zunehmender Kriminalität, Befürchtungen hinsichtlich der Verteilung öffentlicher Güter oder auch einfach Fremdenfeindlichkeit“, sagte die Studienautorin und Leiterin der Forschungsgruppe Migration und Integration am RWI, Julia Bredtmann, der „Rheinischen Post“.

Bei der Betrachtung auf Kreisebene zeigt sich ein weiterer interessanter Effekt: Hier konnte „die explizit migrationsfreundliche Partei Die Grünen“ durch den Zuzug von Asylsuchenden Stimmen hinzugewinnen, wie es in der Zusammenfassung heißt. Dies gelte allerdings nur für Regionen, denen es wirtschaftlich gut geht. Bei hoher Arbeitslosigkeit oder geringem Durchschnittseinkommen der Bevölkerung gebe es hingegen „keinen oder sogar einen negativen Effekt auf den Wahlerfolg der Grünen“.

Eine wichtige Rolle spielt den Studien zufolge außerdem die Frage, wie die Geflüchteten untergebracht sind. Wenn sie in zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen leben, „gewinnen rechte Parteien sowohl in der betroffenen als auch in angrenzenden Gemeinden mehr Stimmen“, heißt es in der RWI-Zusammenfassung. Lebten die Geflüchteten hingegen dezentral in Wohnungen, zeige sich kein Effekt.

„Während Erstaufnahmeeinrichtungen in der Bevölkerung häufig auf Vorbehalte stoßen, wird der Kontakt mit Geflüchteten, die in privaten Wohnungen leben, offenbar positiver wahrgenommen“, sagte dazu Bredtmann. Deshalb sollten „Geflüchtete möglichst schnell dezentral in Wohnungen untergebracht werden“, empfahl sie.

„Die Politik sollte versuchen, Geflüchtete möglichst gleichmäßig zu verteilen“, sagte Bredtmann der „Rheinischen Post“ weiter. „Das ist einerseits aus Integrationsperspektive sinnvoll und wirkt andererseits dem Erstarken rechter Parteien in Regionen mit einem besonders hohen Zuzug an Geflüchteten entgegen.“

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