Mit dem Impfstoff von Astrazeneca hat Taiwan am Montag seine Impfkampagne gegen das Coronavirus gestartet. Regierungschef Su Tseng-chang und Gesundheitsminister Chen Shih-chung ließen sich in einem Krankenhaus in Taipeh impfen, um in der Bevölkerung für Akzeptanz zu werben. Er spüre nach der Spritze keinerlei Schmerzen, sagte der 73-jährige Su im Fernsehen. Dies werde hoffentlich alle Menschen in Taiwan „beruhigen“.
Nach Berichten über Blutgerinnsel im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung hatten im März zahlreiche Länder von Deutschland über Venezuela bis Indonesien die Verwendung des Astrazeneca-Vakzins gestoppt. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) bekräftigte nach einer erneuten Überprüfung aber ihre Einschätzung, dass der Impfstoff „sicher und wirksam“ sei. Deutschland und viele andere Länder nahmen die Impfungen mit Astrazeneca daraufhin wieder auf.
Auch Taiwan gab grünes Licht, nachdem ein Expertenausschuss erklärte, der medizinische Nutzen des Impfstoffs überwiege die Risiken möglicher Nebenwirkungen. Bestimmten Risikogruppen wird allerdings von einer Impfung abgeraten, unter anderem Frauen, die mit der Pille verhüten, und Patienten, die sich einer Hormontherapie unterziehen.
Taiwan war es durch rigorose Grenzkontrollen, strenge Quarantäne-Vorschriften und eine konsequente Nachverfolgung von Infektionsketten schon im vergangenen Frühjahr gelungen, eine starke Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Bisher wurden auf der Insel mit ihren rund 23 Millionen Einwohnern nur gut tausend Infektions- und zehn Todesfälle verzeichnet.
Taiwan hat aber Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Impfstoff. Bisher lieferte nur Astrazeneca rund 117.000 Impfdosen nach Taiwan. Mit dem britisch-schwedischen Hersteller wurde ein Liefervertrag über insgesamt zehn Millionen Impfdosen geschlossen, je fünf Millionen weitere Dosen sollen vom US-Hersteller Moderna und der internationalen Covax-Initiative kommen.
Auch das Mainzer Unternehmen Biontech will nach eigenen Angaben seinen Corona-Impfstoff an Taiwan verkaufen. Der taiwanische Gesundheitsminister hatte zuvor beklagt, „politischer Druck“ – vermutlich aus China – habe einen Abschluss der Verträge zunächst verhindert.