In Italien sind am Montag tausende Beschäftigte des Onlinehändlers Amazon aus Protest gegen ihre Arbeitsbelastung erstmals in einen landesweiten Streik getreten. Nach Angaben der Gewerkschaften CGIL, CISL und UIL beteiligten sich „im Schnitt 75 Prozent, in einigen Gebieten 90 Prozent“ der Belegschaft an dem Ausstand. Der US-Konzern beschäftigt in Italien 9500 Menschen, nach Gewerkschaftsangaben könnten es mit allen Auslieferern und Fahrern zusammen aber bis zu 40.000 Betroffene sein.
Die Liste der Forderungen der Amazon-Mitarbeiter ist lang. Sie fühlen sich angesichts des gestiegenen Onlinehandels in der Corona-Pandemie überlastet, fordern die Einhaltung von Hygienevorschriften, eine Corona-Zulage sowie höhere Gehälter. „Die Beschäftigten sind erschöpft“, klagten die Gewerkschaften. Bis zu 200 Pakete müssten die Amazon-Fahrer zum Teil täglich ausliefern.
Die Arbeitnehmervertreter werfen dem Konzern vor, Milliardengewinne eingestrichen, zugleich den Beschäftigten aber „keinen Cent“ zugedacht zu haben. Auch Kundinnen und Kunden waren am Montag aufgerufen, sich an dem Ausstand zu beteiligen und nichts auf der Plattform zu kaufen.
Amazon Italien schrieb in einer Mitteilung an die Kundinnen und Kunden, das Unternehmen respektiere das Recht der Beschäftigten, „ihre Position zu äußern“. Gleichwohl zahle Amazon konkurrenzfähige Löhne und biete umfangreiche Karrierechancen.
Amazon profitiert stark davon, dass im Zuge der Lockdown-Maßnahmen weltweit der Einzelhandel nur eingeschränkt geöffnet ist und die Menschen zudem viel Zeit zu Hause verbringen. Im letzten Quartal 2020 konnte der Konzern seinen Gewinn auf 7,2 Milliarden Dollar (sechs Milliarden Euro) verdoppeln. In Italien will Amazon bis zum Herbst ein neues Logistikzentrum eröffnen und 900 Jobs schaffen.