Erstmals seit 17 Monaten hat die Türkei Aktivisten zufolge wieder Luftangriffe auf kurdische Gebiete im Norden Syriens geflogen. Ein türkisches Kampfflugzeug habe am Samstagabend Stellungen des Militärbündnisses Syrische Demokratische Kräfte (SDF) im Dorf Saida nahe Ain Issa bombardiert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Es handelte sich demnach um die ersten Luftangriffe auf die von kurdischen Milizen gehaltenen Gebiete seit Oktober 2019.
Ankara hatte damals gemeinsam mit verbündeten syrischen Milizen eine Offensive gegen die SDF im Norden Syriens gestartet, die zur Eroberung eines 120 Kilometer langen Grenzstreifens führte. Die Umgebung rund um Ain Issa und die Stadt selbst blieben jedoch in den Händen der kurdischen Kämpfer. Rund um die strategisch wichtige Stadt sind derzeit laut den Aktivisten weiter Kämpfe zwischen der Türkei und dem SDF-Bündnis im Gange.
Das Militärbündnis SDF wird von den kurdischen YPG-Einheiten geführt. Ankara empfindet die kurdische Autonomie jenseits der Grenze als Bedrohung, da sie Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden in der Türkei Auftrieb geben könnte. Für die türkische Regierung sind die YPG-Kämpfer „Terroristen“, gegen die sie seit 2016 bereits drei Militäroffensiven startete.
Seit Beginn des Krieges in Syrien 2011 hat die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als 388.000 Tote gezählt. 5,6 Millionen Syrer flohen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks ins Ausland.