Im Konflikt um die „Mörder“-Aussage von US-Präsident Joe Biden über Kreml-Chef Wladimir Putin ist der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan seinem russischen Kollegen beigesprungen. „Die Äußerungen von Herrn Biden gegen Herrn Putin ziemen sich nicht für einen Staatschef“, sagte Erdogan am Freitag vor Journalisten in Istanbul. „Das sind keine Äußerungen, die akzeptabel sind.“ Putin hingegen habe „mit sehr, sehr viel Intelligenz und Klasse“ darauf reagiert.
In einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview mit dem Sender ABC News war Biden gefragt worden, ob er Putin für einen „Mörder“ halte. Der US-Präsident sagte daraufhin: „Das tue ich.“ Mit Blick auf mutmaßliche Versuche Russlands, Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr zu nehmen, sagte Biden, Putin werde dafür „einen Preis bezahlen“.
Der russische Präsident reagierte am Donnerstag betont gelassen: „Wir sehen in einem anderen Menschen immer unsere eigenen Eigenschaften und denken, dass er so sei wie wir selbst“, sagte er in seiner vom Fernsehen übertragenen Erklärung. „Das ist nicht nur ein kindischer Ausdruck, ein Scherz. Die Bedeutung ist tief und psychologisch.“ Putin lud Biden auch dazu ein, „unsere Diskussion fortzusetzen, aber unter der Bedingung, dass wir dies live tun, oder wie man es auch nennt ‚online'“.
Trotz vorheriger Streitigkeiten und Spannungen hat sich Erdogan Putin seit 2016 deutlich angenähert und bezeichnet den Kreml-Chef gerne als „Freund“. Die beiden Staatschefs tauschen sich regelmäßig miteinander aus. Als Zeichen dieser Annäherung kaufte die Türkei russische S-400-Raketen und erzürnte damit Nato-Partner wie die USA. Erdogans Verhältnis zu Biden ist hingegen äußerst kühl: Seit dem Amtsantritt des US-Präsidenten am 20. Januar hat Erdogan noch nicht mit ihm gesprochen.