Zehn Jahre nach dem Beginn des Syrienkriegs haben die Vereinten Nationen in einem Bericht „unvorstellbares Leiden“ tausender inhaftierter Zivilisten angeprangert. Der Verbleib zehntausender Menschen, die durch Sicherheitskräfte der Regierung von Machthaber Baschar al-Assad verschleppt worden seien, sei weiterhin ungeklärt, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der UN-Ermittlungskommission zu Syrien. Gewalt gegen Häftlinge habe jedoch nicht nur die Regierung verübt, sondern alle Konfliktparteien.
Für den Bericht führten die UN-Ermittler Gespräche mit mehr als 2500 Menschen über einen Zeitraum von zehn Jahren. Dabei wurden die Angaben zu Haftbedingungen in mehr als hundert Gefängnissen ausgewertet. Viele der vermissten Häftlinge seien mittlerweile gestorben oder hingerichtet worden, heißt es in dem Bericht. Die Gewalt sei „mit Wissen und Duldung“ der verschiedenen Parteien geschehen. Betroffen seien Männer und Frauen, aber auch Kinder.
Mindestens 20 „entsetzliche Foltermethoden“ der syrischen Regierungsbehörden führen die Autoren des Berichts auf. Die Opfer wurden demnach Elektroschocks und Scheinrichtungen ausgesetzt, ihnen wurden Nägel gezogen oder schwere Brandwunden zugefügt oder sie wurden über längere Zeit „an ein oder zwei Gliedmaßen“ aufgehängt und dabei zumeist noch heftig geschlagen.
Die Autoren sprechen von einem „nationalen Trauma“, auf das eine schnelle Reaktion der Bürgerkriegsparteien sowie der internationalen Gemeinschaft folgen müsse. Die Ergebnisse sollen in zehn Tagen dem UN-Menschenrechtsrat vorgestellt werden.