Der US-Bundesstaat Virginia hat die Todesstrafe abgeschafft. Der demokratische Gouverneur Ralph Northam unterzeichnete am Mittwoch das entsprechende Gesetz im Greensville-Gefängnis in Jarratt, in dem der Bundesstaat die Todesurteile vollstreckte. Virginia ist der 23. US-Bundesstaat und erste Bundesstaat der früheren Südstaaten, der die Todesstrafe abschafft. Zuvor hatten das Abgeordnetenhaus und der Senat von Virginia den Weg dafür freigemacht.
Das Thema Todesstrafe ist in den USA höchst umstritten. 23 Bundesstaaten haben sie nun abgeschafft, drei weitere – Kalifornien, Oregon und Pennsylvania – ihre Vollstreckung ausgesetzt.
Auf Bundesebene galt 17 Jahre lang ebenfalls ein Moratorium. Unter dem ehemaligen Präsidenten Donald Trump wurden Hinrichtungen von nach Bundesrecht verurteilten Straftätern im vergangenen Juli aber wieder aufgenommen. Trumps Nachfolger Joe Biden ist ein Gegner der Todesstrafe.
Die Abschaffung in Virginia ist ein symbolisch bedeutsamer Schritt: Auf dem Gebiet des heutigen Virginia wurde im Jahr 1608 die erste Hinrichtung auf heutigem US-Territorium vollstreckt. Siedler richteten damals einen Kapitän wegen Spionage für Spanien hin.
Bis heute wurden in Virginia nach Angaben des Informationszentrums zur Todesstrafe fast 1400 Menschen hingerichtet – mehr als in jedem anderen Bundesstaat. Die Mehrheit der Hingerichteten waren Schwarze. Kritiker sehen Verbindungen zur Geschichte der Sklaverei. In Greensville-Gefängnis wurden seit seiner Eröffnung 102 Menschen hingerichtet.
Während des Amerikanischen Bürgerkriegs war Virginias Hauptstadt Richmond zwischenzeitlich die Hauptstadt der Südstaaten, die für einen Erhalt der Sklaverei kämpften.