Nach den heftigen Vorwürfen von Prinz Harry und seiner Frau Meghan gegen den Buckingham-Palast wächst der Druck auf das britische Königshaus, auf das brisante Fernsehinterview zu reagieren. Am Dienstag gab es aber weiterhin keine Stellungnahme des Palastes zu dem Interview mit US-Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey, das am Sonntag (Ortszeit) im US-Fernsehen und später auch im britischen Fernsehen ausgestrahlt worden war.
Die „Times“ berichtete, Königin Elizabeth II. habe es abgelehnt, eine Stellungnahme abzusegnen. Harrys Großmutter habe sich mehr Zeit zum Nachdenken über eine Reaktion auf das Interview ausbedungen.Harrys Vater Prinz Charles ging am Dienstag bei einem öffentlichen Auftritt in einem Impfzentrum in London nicht auf die Angelegenheit ein. Als eine Frau dem Thronfolger erzählte, sie stamme aus Nigeria, entgegnete Charles: „Phantastisch, ja, ich war dort. Viele verschiedene ethnische Gruppen dort.“
Meghan hatte in dem Interview gesagt, während ihrer ersten Schwangerschaft habe es im Königshaus mit Blick auf ihr ungeborenes Kind „Sorgen und Gespräche“ darüber gegeben, „wie dunkel seine Haut sein mag, wenn er geboren ist“. Später betonte Winfrey unter Berufung auf Harry, an diesen Gesprächen seien weder die Queen noch deren Ehemann Prinz Philip beteiligt gewesen.
Das Interview von Meghan und Harry enthielt noch viele andere brisante Äußerungen. So erzählte Meghan, dass sie wegen der permanenten negativen Berichterstattung der Medien über sie Suizidgedanken gehabt habe und ein hochrangiger Palast-Vertreter ihr aus Sorge um das Image der Royals dennoch psychologische Hilfe verwehrt habe. Harry berichtete, dass er sich von seinem Vater Charles „im Stich gelassen“ gefühlt habe.
Das Interview schauten sich in den USA 17 Millionen Menschen an, in Großbritannien schalteten elf Millionen Zuschauer ein. Laut einer Umfrage des Instituts Yougov sind die Briten gespalten über den Umgang mit Harry und Meghan. Jeweils 32 Prozent der Befragten finden ihre Behandlung demnach gerecht beziehungsweise ungerecht. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind allerdings 61 Prozent der Meinung, dass das Paar nicht fair behandelt wurde.