In Frankreich hat die Zahl der Intensivpatienten fast den Höchststand der zweiten Corona-Welle im Herbst erreicht. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden wurden am Sonntag 4872 Corona-Patienten auf den Intensivstationen behandelt, 81 mehr als am Vortag. Auf dem Höhepunkt der zweiten Welle Mitte November lagen auf den französischen Intensivstationen 4903 Patienten.
Im Großraum Paris schlugen Verantwortliche des Gesundheitswesens Alarm. „In zehn, 15 Tagen oder drei Wochen“ drohe eine „Überfüllung“ der Krankenhäuser, sagte Remi Salomon, Präsident der Ärztekommission der öffentlichen Krankenhäuser in Paris, dem Sender BFMTV. Unter den Ärzten herrsche „ein Gefühl der Wut“, sie befürchteten, „sich in einer Situation wiederzufinden, die sie zur Katastrophenmedizin zwingt“, sagte Salomon.
„Wir werden keine andere Wahl haben als einen weiteren Lockdown“, erklärte er. Es müssten „alle Bremsen gezogen werden“, auch die Schulen müssten noch vor Ostern geschlossen werden.
41 Direktoren für Notfall-Medizin warnten in einem offenen Brief in der Zeitung „Journal du Dimanche“, sie bereiteten sich wegen der drohenden Überfüllung „auf eine „Triage“ vor. „Diese Triage wird alle Patienten betreffen, Covid oder Nicht-Covid.“ Eine derartige Situation hätten sie „nicht einmal während der schlimmsten Attentate in den vergangenen Jahren“ erlebt, erklärten die Experten. „Wir können nicht schweigen, ohne den Hippokratischen Eid zu verletzen, den wir einmal abgelegt haben“, erklärten die Direktoren.
Von einer Triage wird gesprochen, wenn Ärzte entscheiden müssen, welche Patienten sie bei begrenzten medizinischen Kapazitäten bevorzugt behandeln. Bei Corona-Patienten müssten die Ärzte demnach etwa entscheiden, wer zunächst an ein Beatmungsgerät angeschlossen wird und wer nicht.