Überschattet von der Corona-Pandemie und dem Tod ihres Mannes Prinz Philip hat die britische Königin Elizabeth II. am Mittwoch ihren 95. Geburtstag ohne öffentliche Feierlichkeiten begangen. Weder die traditionellen Salutschüsse noch die übliche Veröffentlichung eines neuen Porträts der Queen waren vorgesehen. Die Monarchin meldete sich allerdings mit einem Dank für das Mitgefühl der Bevölkerung nach dem Tod ihres Mannes zu Wort.
„Wir waren tief berührt und werden weiter daran erinnert, dass Philip während seines ganzen Lebens solch eine große Wirkung auf das Leben zahlloser Menschen hatte“, erklärte die Queen am Mittwoch im Namen ihrer Familie. Es waren die ersten öffentlichen Äußerungen der Monarchin zu Philips Tod. Sie dankte den Menschen, die ihre Anteilnahme bekundet hatten, für ihre „Unterstützung und Freundlichkeit“, die ein „Trost“ in einer „Zeit großer Trauer“ seien.
Der britische Premierminister Boris Johnson sandte der Queen, die sich wohl weiterhin auf Schloss Windsor westlich von London aufhält, zu ihrem Ehrentag seine besten Wünsche. Er habe „die höchste Bewunderung für Ihre Majestät und Ihren Dienst an diesem Land“, erklärte er in London.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte der Königin bereits am Dienstag seine Glückwünsche übersandt und ihr „vor allem Gesundheit sowie weiterhin viel Kraft in dieser schweren Zeit“ gewünscht.
Der Geburtstag der Queen fällt in die zweiwöchige offizielle Trauerzeit der Royals nach dem Tod von Prinzgemahl Philip am 9. April. Die Militärparade, mit der „Queen’s birthday“ traditionell im Juni groß nachgefeiert wird, war zuvor bereits wegen der Corona-Pandemie abgesagt worden.
Erstmals nach 73 Ehejahren musste die Queen nun ihren Geburtstag ohne ihren Mann begehen. Wenige Wochen nach einer Herz-Operation und nur zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag war Prinz Philip auf Schloss Windsor gestorben. Vergangenen Samstag wurde er dort beigesetzt. Die letzten Monate hatte das Paar wegen der Corona-Pandemie zurückgezogen auf dem Schloss gelebt.
Die live im Fernsehen übertragene Beerdigungszeremonie hatte wegen der Pandemie in sehr kleinem Kreis stattgefunden. Statt der ursprünglich vorgesehenen 800 durften nur 30 Gäste kommen. Den Anblick der Trauerkleidung und Maske tragenden Queen, die allein und in sich gekehrt in der Kirchenbank saß, hatte die britische Presse besorgt kommentiert.
Royals-Experte Joe Little sagte, Elizabeth II. fühle sich nach dem Tod ihres Mannes „persönlich am Boden zerstört“. Dennoch werde sie deshalb nicht ihre Pflichten als Queen vernachlässigen. „Es gibt die öffentliche Königin und die private Königin und sie ist großartig darin, das aufzuteilen“, betonte Little.
Nach Informationen der Boulevardzeitung „Sun“ verließ Prinz Harry Großbritannien bereits vor dem Geburtstag seiner Großmutter, um zu seiner schwangeren Frau Meghan und seinem Sohn Archie nach Kalifornien zurückzukehren. Harrys Zusammentreffen mit seinem älteren Bruder Prinz William und anderen Mitgliedern des Königshauses hatte wegen Spekulationen über ein dauerhaftes Zerwürfnis unter genauer Beobachtung gestanden.
Prinz Harry und Meghan hatten sich Anfang 2020 überraschend aus der ersten Reihe der Royals zurückgezogen. Anfang März erschütterte das Paar die Royals zudem mit einem brisanten Interview. In dem Gespräch mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey erhoben sie unter anderem Rassismusvorwürfe gegen das britische Königshaus.
Elizabeth II. musste schon viele Krisen überstehen, seit sie 1952 als 25-Jährige den britischen Thron bestieg. Dazu zählten das Scheitern der Ehen von drei ihrer vier Kinder 1992 und die massive Kritik an ihrer Reaktion auf den tragischen Unfalltod von Charles‘ Ex-Frau Diana 1997. Die Queen erlebte außerdem den Zerfall des britischen Weltreichs sowie den Kalten Krieg und dessen Ende mit und empfing bereits 14 britische Premierminister zum Antrittsbesuch.