Armin Laschet: Ein „Mensch des offenen Wortes“ mit unterschätzten Nehmerqualitäten

Archivbild: Armin Laschet - Bild: Dirk Vorderstraße/CC BY 2.0
Archivbild: Armin Laschet - Bild: Dirk Vorderstraße/CC BY 2.0

Armin Laschet ist am Ziel – wieder einmal. Vor vier Jahren musste Hannelore Kraft (SPD) für den CDU-Politiker den Ministerpräsidentensessel in Nordrhein-Westfalen räumen, vor drei Monaten unterlagen Friedrich Merz und Norbert Röttgen dem Aachener im Dreikampf um den CDU-Vorsitz, und nun zog auch CSU-Chef Markus Söder im unionsinternen Kanzlerkandidatenduell den Kürzeren: Mit geradezu unbändiger Zielstrebigkeit nahm Laschet zuletzt Stufe um Stufe auf dem steilen Weg in Richtung Kanzleramt.

Dabei ficht es den 60-Jährigen nicht an, dass man seine Erfolge der vergangenen Jahre in der Sportsprache wohl als Arbeitssiege bezeichnen würde. Laschets Tugenden sind weniger Strahlkraft und Charisma als Durchhaltewillen und Nehmerqualitäten. Letztere unterschätzte möglicherweise auch Söder in den vergangenen Tagen – wie so viele politische Kontrahenten, die Laschet in den vergangenen Jahren als rheinischen Provinzler eher belächelten als fürchteten.

Gleichwohl ist Laschet nun zum Erfolg verdammt: Der CDU-Spitzenmann mit den miesen Kanzlerumfragewerten muss in den wenigen Monaten bis zur Bundestagswahl eine Partei hinter sich versammeln, die in weiten Teilen lieber den smarten Söder als Kanzlerkandidaten gesehen hätte.

Auf die Frage, ob ihn die Auseinandersetzung um die Kanzlerkandidatur in den vergangenen Tagen persönlich verletzt habe, antwortete der 60-Jährige am Dienstag: „Ich bin ein Mensch, der das offene Wort schätzt – und wenn man das schätzt, muss man auch damit leben können, dass es dann auch ausgesprochen wird.“

Laschets unbestrittene integrative Fähigkeiten und sein präsidialer Politikstil mögen dem Bergmannssohn bei der Einigung der gespaltenen CDU zugute kommen. Seine politische Karriere verdankt Laschet freilich auch ganz maßgeblich einer anderen Tugend – nämlich seinem großen Beharrungsvermögen.

Denn der Rheinländer galt in der nordrhein-westfälischen CDU lange als Politiker mit Dauerabonnement auf die zweite Reihe. Vor seinem Sieg bei der NRW-Wahl 2017 kassierte Laschet gleich mehrere herbe Niederlagen – und er steckte sie allesamt weg. So benötigte der Journalist und Ex-Geschäftsführer eines Aachener Verlags mehrere Anläufe, bevor er Spitzenämter im mächtigsten CDU-Landesverband Nordrhein-Westfalen bekleiden durfte.

Nach der Abwahl des CDU-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers 2010 bewarb sich Laschet sowohl um den Chefposten der CDU-Landtagsfraktion als auch um den CDU-Landesvorsitz – beides vergeblich: Im Kampf um die Fraktionsspitze unterlag er dem heutigen NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, im Kampf um den Landesvorsitz ausgerechnet Röttgen, der Laschet im Januar bei der Bundesvorsitzendenwahl den Vortritt lassen musste.

Erst nachdem Röttgen die vorgezogene NRW-Wahl 2012 krachend gegen die damalige SPD-Ministerpräsidentin Kraft verloren hatte, war für Laschet der Weg zum CDU-Landesvorsitz frei. Ende 2013 wurde der verheiratete Vater von drei Kindern schließlich auch Chef der CDU-Landtagsfraktion.

Bei der Landtagswahl 2017 fuhr Laschet dann seinen bis dahin wichtigsten Sieg ein: Er landete mit seiner CDU deutlich vor Kraft und ihrer einst mächtigen NRW-SPD – obwohl Kraft bis zuletzt deutlich bessere Popularitätswerte bei den Wählern hatte. Laschet kam jedoch der Abwärtstrend als SPD bei den vorherigen Landtagswahlen im Saarland und in Schleswig-Holstein zugute, der damals auch Kraft und eine am Ende des Wahlkampfs demoralisierte NRW-SPD in den Abgrund riss.

Seither führt Laschet als Ministerpräsident geräuschlos eine schwarz-gelbe Landesregierung, die im Düsseldorfer Landtag nur über eine Einstimmenmehrheit verfügt. In allen Parteiämtern galt der aus katholischem Elternhaus stammende Laschet stets als treuer Gefolgsmann der scheidenden CDU-Kanzlerin Angela Merkel. Ob er sie im September beerben kann, muss sich allerdings noch zeigen.

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