Mit einem zentralen ökumenischen Gottesdienst haben die christlichen Kirchen am Sonntag in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche an die Verstorbenen und Hinterbliebenen der Corona-Pandemie gedacht. In Zeiten der Trauer sei es umso wichtiger, nicht alleine zu sein, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, in seiner Predigt. Dabei nannte er die Krisenerfahrung der Pandemiezeit ein „Trauma unserer Seele“. „Wir werden viel Zeit brauchen, erst recht unsere Kinder, unsere Heranwachsenden, für die diese Krise die Ausdehnung einer gefühlten Ewigkeit hat.“
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte, Tod und Sterben seien in der Pandemie näher gerückt als zuvor. Von jetzt auf gleich müssten Patienten ins Krankenhaus, Abschiede seien holprig und überstürzt. „Dann oft kein Besuch, kein Sich-Aussprechen, kein Trösten in der Angst, kein vergewissernder Blick in die Augen, keine vertraute Hand.“ Verpasste Chancen seien einmalig, da gebe es kein zweites Mal. „Was hier alles fehlt, was einem an Nähe und Zuneigung geraubt wird durch die Pandemie, das verwundet die Seele.“
Der Gottesdienst ging dem zentralen Gedenken voraus, zu dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für Sonntagnachmittag eingeladen hat. Steinmeier nahm ebenso wie Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesratspräsident Reiner Haseloff (alle CDU) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, an dem Gottesdienst teil. Auch der Vorsitzende des Islamkollegs Deutschland, Esnaf Begic, und die jüdische Kantorin Avital Gerstetter wirkten an dem Gottesdienst mit.
In dem Gottesdienst kamen auch von der Pandemie direkt betroffene Menschen zu Wort. Ein Mann berichtete, mit einer Covid-19-Erkrankung mehrere Wochen ohne eine Besuchsmöglichkeit für seine Frau und Tochter im Koma gelegen und dabei noch einen Herzinfarkt erlitten zu haben. „Mehrmals stand es spitz auf Knopf, aber ich habe überlebt.“
Ein Krankenpfleger berichtete, seit mehr als einem Jahr an Covid erkrankte Menschen zu betreuen. Während die Nachrichten die Zahlen transportierten, sehe er die Menschen hinter den Zahlen. „Ich liebe meinen Beruf, aber ich spreche wohl für viele, wenn ich sage, noch nie hat eine Herausforderung so viel Kraft verlangt.“