In den USA werden bereits in zwei Wochen alle Erwachsenen Anrecht auf eine Corona-Impfung bekommen – zwölf Tage früher als bislang geplant. Wie US-Präsident Joe Biden am Dienstag im Weißen Haus sagte, können sich ab dem 19. April alle Erwachsenen ungeachtet von Alter, Beruf und möglichen Vorerkrankungen impfen lassen. Zugleich appellierte der Präsident erneut an die Bevölkerung, im Kampf gegen die Pandemie nicht nachzulassen.
Bislang hatte Biden den 1. Mai als Ziel ausgegeben, um die Priorisierung von Risikogruppen bei Impfungen zu beenden. Die landesweite Impfkampagne macht aber rasche Fortschritte. Biden lobte am Dienstag die „harte Arbeit“ der Gouverneure der 50 US-Bundesstaaten, die das ermögliche. „Wir haben mehr Menschen geimpft als jede andere Nation der Welt“, sagte der Präsident.
Zuletzt wurden in den USA im Schnitt mehr als drei Millionen Menschen pro Tag geimpft, am Samstag waren es sogar vier Millionen Menschen. Seit Beginn der Kampagne im Dezember haben mehr als 108 Millionen Menschen mindestens eine Impfstoffdosis erhalten, mehr als 63 Millionen von ihnen sind vollständig geimpft. Damit haben bereits 42 Prozent der erwachsenen Bevölkerung und 76 Prozent der Über-65-Jährigen mindestens eine Dosis erhalten.
Die USA hatten zunächst begonnen, Senioren, Gesundheitspersonal und Menschen aus weiteren Risikogruppen zu impfen. Der Kreis der Empfänger wurde dann schrittweise ausgeweitet.
Die schnellen Fortschritte bei den Impfungen wecken in den USA Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr zur Normalität. Zugleich sind Regierung und Experten besorgt angesichts einer erneuten Zunahme der Infektionszahlen in den vergangenen Wochen. Sie fürchten neue Virus-Varianten und eine nachlassende Wachsamkeit der Bevölkerung.
Biden warnte am Dienstag, zu viele Menschen würden glauben, „dass wir schon an der Ziellinie angekommen sind“. Das sei aber nicht der Fall: „Wir befinden uns noch in einem Rennen gegen das Virus um Leben oder Tod.“ Die Menschen müssten weiterhin ihre Hände waschen, Schutzmasken tragen und Abstand zu anderen einhalten, sagte der Präsident.
In den USA sind schon mehr als 556.000 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben, mehr als 30,8 Millionen Infektionen wurden registriert. Das sind die mit Abstand höchsten Zahlen weltweit.
Zahlreiche Bundesstaaten haben aber bereits ihre Corona-Beschränkungen abgeschafft. Am Dienstag stellte Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom eine mögliche Aufhebung der Corona-Beschränkungen ab dem 15. Juni in Aussicht. Dies gelte allerdings nur, wenn die Impfkampagne weiter vorankomme und die Infektionszahlen nicht ansteigen.
„Wir können jetzt damit beginnen, unser Leben nach der Pandemie zu planen“, erklärte der Politiker von Bidens Demokratischer Partei. „Das Licht am Ende des Tunnels war nie heller.“ Kalifornien hatte im März 2020 als erster US-Bundesstaat einen weitgehenden Lockdown verhängt.
Derweil erteilte das Weiße Haus Vorschlägen für einen staatlichen Corona-Impfausweis eine Absage. Bidens Sprecherin Jen Psaki sagte, die Regierung unterstütze kein „System“, das von US-Bürgern das Mitführen einer Impfbestätigung verlange. „Es wird keine Impfdatenbank auf Bundesebene und keine Anordnung der Bundesregierung geben, dass jeder einen einheitliche Impfnachweis erhalten muss.“
Private Unternehmen könnten der Idee einer Impfbestätigung aber nachgehen, sagte Psaki, etwa für Sportveranstaltungen in Stadien. Dabei müsse aber die Privatsphäre geschützt werden. Auch dürfe es keine „Diskriminierung“ geben. Die Regierung wolle dazu Richtlinien entwerfen, sagte die Biden-Sprecherin.
Die Möglichkeit von Corona-Impfausweisen wird in einer Reihe von Ländern diskutiert, um eine sichere Wiederöffnung der Wirtschaft und des Reiseverkehrs zu ermöglichen. Kritiker warnen unter anderem vor einer Einführung einer Impflicht durch die Hintertür.