Bislang keine Mehrheit für Bildung erster US-Gewerkschaftsvertretung bei Amazon

Amazon - Bild: dvoevnore via Twenty20
Amazon - Bild: dvoevnore via Twenty20

Für die Bildung der ersten Gewerkschaftsvertretung beim Onlineversandhändler Amazon in den USA zeichnet sich bislang keine Mehrheit ab. Nach einer Abstimmung unter den Angestellten eines Logistikzentrums in Bessemer im Bundesstaat Alabama wurde am Donnerstagabend (Ortszeit) ein Zwischenergebnis der Auszählung bekannt: Demnach lagen die Nein-Stimmen mit 1100 vorn, nur 463 Mitarbeiter sprachen sich für eine gewerkschaftliche Vertretung aus.

Etwas mehr als 5800 Mitarbeiter waren aufgerufen, ihre Stimme abzugeben, gut 3200 taten das schließlich. Am Freitag sollte die Auszählung fortgesetzt werden. Es reicht eine einfache Mehrheit.

Die Mobilisierungskampagne für das Votum war auf beiden Seiten scharf geführt worden und hatte nationale Aufmerksamkeit erregt. Die Einzelhandelsgewerkschaft RWDSU würde die Angestellten am Amazon-Standort Bessemer vertreten – ihre Initiative löste eine landesweite Debatte über die Arbeitsbedingungen bei dem Versandhändler mit seinen 800.000 Angestellten in den USA aus. Gewerkschaften und auch Politiker beklagen seit langem, dass die Beschäftigten bei Amazon einem hohen Arbeitsdruck und einer permanenten Kontrolle ausgesetzt seien.

Amazon selbst ging entschieden gegen die Pläne vor. In dem Logistikzentrum in Bessemer sprach sich die Geschäftsleitung bei Konferenzen und sogar auf Flyern in den Toiletten gegen Gewerkschaften aus. Sie richtete sogar eine Internetseite ein, auf der sie Argumente anführt, warum eine Gewerkschaft unnötig sei. Das Unternehmen argumentiert, dass es überdurchschnittliche Löhne und Zuschüsse zahle. 

Der Vorsitzende der Gewerkschaft RWDSU, Stuart Appelbaum, kündigte an, sich über das „ungeheuerliche“ Verhalten des Konzerns während der Mobilisierungskampagne zu beschweren. Er warf Amazon vor, von einem „kaputten System“ zu profitieren.

Der Konzern hatte zuletzt massiv von geschlossenen Läden und Lockdowns weltweit profitiert, da sich das Geschäft umso mehr ins Internet verlagerte. Der Umsatz von Amazon legte im vergangenen Jahr um 38 Prozent auf rund 386 Milliarden Dollar zu, der Gewinn verdoppelte sich im Vergleich zum Vorjahr auf mehr als 21 Milliarden Dollar.

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