Britischer Bericht beklagt mangelnde Würdigung von gefallenen Minderheiten-Soldaten

Flagge von Großbritannien
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Hunderttausenden im Ersten Weltkrieg für das Britische Empire gefallene Soldaten, die ethnischen Minderheiten angehörten, wurde nicht dasselbe Gedenken zuteil wie ihren weißen Schicksalsgenossen. Dafür verantwortlich seien „tief verwurzelte Vorurteile und der allgegenwärtige Rassismus“ im damaligen britischen Kolonialreich, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Kriegsgräber-Kommission des Commonwealth (CWGC).

Hunderttausende Soldaten aus Indien, Ost- und Westafrika, Ägypten oder Somalia erhielten demnach keine Gräber, sondern Gemeinschaftsdenkmäler, andere Vermisste wurden lediglich in Registern vermerkt – oder überhaupt nicht in Erinnerung behalten.

Die CWGC wurde während des Ersten Weltkriegs gegründet, um Großbritanniens Kriegstoten zu gedenken. Sie pflegt Kriegsgräber in mehr als 150 Ländern und basiert auf dem Prinzip der „Gleichbehandlung im Tod“ – unabhängig von Rang, Klasse, Religion oder Herkunft der Gefallenen.

CWGC-Generaldirektorin Claire Horton entschuldigte sich für die vielen vergessenen Toten. Sie nicht angemessen zu würdigen, sei damals „falsch“ gewesen und auch heute noch „falsch“. Die CGWC will nun die Toten nachträglich ehren.

Auch der britische Premierminister Boris Johnson zeigte sich erschüttert über das Ergebnis der Untersuchung. „Millionen von Menschen aus Afrika, Asien, der Karibik und dem Nahen Osten“ hätten im Ersten Weltkrieg für Großbritannien „gegen die Tyrannei“ gekämpft, erklärte Johnson. Viele hätten dabei den höchsten Preis bezahlt, „damit wir heute in Frieden und Freiheit leben können“.

Dass nicht allen mit „derselben Sorgfalt und Ehrfurcht gedacht“ worden sei, bestürze ihn, erklärte der Premierminister. Im Namen der Regierung wolle er dafür um Entschuldigung bitten.

Im vergangenen Monat hatte ein von Johnson in Auftrag gegebener Bericht für Empörung gesorgt, laut dem es im Land zwar weiterhin Vorurteile über Minderheiten gebe, das Vereinigte Königreich aber nicht „institutionell rassistisch“ sei.

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