Bundeswehr-Mission: Camp Marmal verlassen

Symbolbild: Bundeswehr
Symbolbild: Bundeswehr

Im Camp Marmal in Masar-i-Scharif beginnen für die Bundeswehr nach fast 20 Jahre am Hindukusch die Aufräumarbeiten. Material wird sortiert, verpackt, verwertet: eine logistische Herausforderung für ein Team von Spezialisten – denn Panzer, Hubschrauber und Einsatzfahrzeuge müssen innerhalb weniger Monate zurück nach Deutschland geflogen werden. Spätestens am 11. September soll der Abzug aller Nato-Truppen aus Afghanistan vollzogen sein. Zahlen und Fakten zum Ende des Einsatzes:

PLÄNE ZUR RÜCKFÜHRUNG

Seit Sommer 2020 erarbeiten Logistikexperten der sogenannten Rückverlege- und Verwertungsorganisation (RVO) der Bundeswehr einen Plan zur Rückführung der im Camp Marmal befindlichen militärischen Geräte und Waffensysteme. Bis zu 170 Soldaten sollen für die Aufgabe vorübergehend zurück nach Afghanistan verlegt werden.

Die Bundeswehr geht von 800 „Containeräquivalenten“ aus, die bis spätestens zum 11. September nach Deutschland transportiert werden müssen. Ein Containeräquivalent entspricht einem gängigen 20-Fuß-Container, den auch die Transportindustrie benutzt. Seit vergangenem Jahr wurden bereits 500 Containeräquivalente zurückgebracht.

TRANSPORT

Für die Rückverlegung nutzt die Bundeswehr eines der größten Transportflugzeuge der Welt, die Antonow AN-124, die Ende der 70er Jahre in der Sowjetunion konzipiert wurde. Damit werden unter anderem die sechs NH90-Hubschrauber sowie Fuchs-Panzer und die Einsatzfahrzeuge vom Typ Dingo und Eagle nach Deutschland geflogen. Bis zu zehn Flüge pro Woche sollen stattfinden. Die Nutzung des Landweges ist aus zeitlichen Gründen nicht möglich.

ÜBERGABE VON CAMP MARMAL

Der Stützpunkt der Deutschen, das Camp Marmal in Masar-i-Scharif, wurde Deutschland von der afghanischen Regierung zur vorübergehenden Nutzung durch die Bundeswehr überlassen. Die von den Soldaten errichteten Gebäude sowie Infrastruktur auf dem Gelände, die nicht zurückgebaut werden können, werden Kabul mit übergeben. Die Übergabe erfolgt erst, wenn sämtliches Material der Bundeswehr nach Deutschland zurückverlegt oder verwertet wurde.

Obwohl fast alles von den Deutschen mitgenommen wird – einige nicht-militärische Gegenstände bleiben vor Ort und sollen verkauft werden. Darunter sind Verbrauchs- und Gebrauchsmaterialen wie etwa Druckerpatronen, Bürocontainer, Duschkabinen und Möbel. Nicht mehr benötigtes Material wurde bereits verwertet oder zurückgeführt.

SOLDATEN IM EINSATZ

Insgesamt sind derzeit noch rund 9600 NATO-Soldaten aus 36 Staaten der Nato-Allianz in Afghanistan stationiert, darunter 1100 Bundeswehrsoldaten. Nach den USA stellt Deutschland das zweitgrößte Kontingent.

Seit Einsatzbeginn 2001 waren zeitweise mehr als 5000 deutsche Soldaten vor Ort in Afghanistan. Insgesamt wurden in den 20 Jahren fast 160.000 Männer und Frauen für in der Regel vier bis sechs Monate in das Land am Hindukusch geschickt, viele mehrmals. 59 Soldaten starben nach Angaben der Bundeswehr bei dem Einsatz.

Die Bundeswehr beteiligte sich an der im September endenden Nato-Ausbildungs- und Trainingsmission „Resolute Support“. Zuvor nahm sie an der „International Security Assistance Force“ (ISAF) und der „Operation Enduring Freedom“ (OEF) teil. Deutsche Soldaten waren in Kabul sowie in den nördlichen Städten Masar-i-Scharif, Kundus und Faisabad stationiert.

KOSTEN DES EINSATZES

Rund 12,5 Milliarden Euro kostete den deutschen Steuerzahler bislang der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage der Fraktion „Die Linke“ hervor. Am teuersten waren demnach die Jahre 2011 und 2012 – mit einer Rekordsumme von jeweils mehr als 1,2 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr gab Deutschland 394 Millionen Euro für den Einsatz aus.

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