Caritas-Präsident Peter Neher hat vor dem Gedenken des deutschen Staates an die Toten der Corona-Pandemie die Arbeit der Pflegekräfte gewürdigt. Er selbst denke an diesem Tag ganz besonders an alle, die um die Toten trauern, erklärte Neher am Sonntag in Berlin. Er wolle aber auch diejenigen würdigen, welche die Kranken versorgen, pflegen und im schlimmsten Fall bis in den Tod begleiten. Er wünsche ihnen Kraft und Zuversicht.
Neher rief zudem dazu auf, den Blick nicht nur auf Deutschland zu richten. „Bis jetzt sind offiziell über drei Millionen Menschen weltweit an Corona gestorben und die Pandemie wütet weiter“, erklärte der Präsident des katholischen Sozialverbands.
Der Präsident der Diakonie, Ulrich Lilie, nannte das Gedenken einen „Tag der Klage“. „Heute trauern wir als Gesellschaft um schmerzhaft vermisste Mütter, Väter und Geschwister, um Freundinnen und Freunde, Kolleginnen und Kollegen. Zu viele mussten alleine sterben, zu viele konnten sich von ihren Liebsten nicht wirklich verabschieden“, erklärte der Präsident des evangelischen Sozialverbands.
Lilie forderte, das Gesundheits- und Sozialsystem nun für die Zukunft pandemiefest zu machen. „Wir brauchen eine Daseinsvorsorge, die alle mitnimmt in unserer immer älter und vielfältiger werdenden Gesellschaft.“ Die Pandemie habe gezeigt, dass Notsituationen nur gemeinsam durchzustehen seien. „Ein Mehr an sozialer Gegenseitigkeit und ein Weniger nur an materiellem Wachstum um jeden Preis wäre ein gewaltiger gesellschaftlicher Fortschritt für unser Land.“
Der Vorstand der Deutsche Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, nannte das Gedenken wichtig. „Aber ein Staatsakt zum Gedenken der 80.000 Corona-Toten sollte eher am Ende der Krise stehen. Davon ist Deutschland noch entfernt.“
Es dürften am Gedenktag nicht die Orte des „einsamen Sterbens“ vergessen werden, dies seien die 12.000 Pflegeheime in Deutschland. „Über die Hälfte der Opfer werden hier gezählt. Doch es ist viel zu oft nicht gelungen, Pflegeheimbewohner ausreichend zu schützen“, erklärte Brysch.
In dem offiziellen deutschen Gedenken soll in einem ökumenischen Gottesdienst in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zunächst an die Verstorbenen erinnert werden. Daran nehmen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesratspräsident Reiner Haseloff (alle drei CDU) und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, teil.
Am Nachmittag folgt eine zentrale Gedenkfeier im Berliner Konzerthaus. Nach einer Ansprache von Steinmeier folgen Wortbeiträge von Menschen, die in der Pandemie Angehörige verloren haben. Sowohl der Gottesdienst als auch die Gedenkfeier werden live im Fernsehen übertragen.