Im Streit der Unionsparteien um die Kanzlerkandidatur hat der CDU-Politiker Dennis Radtke mit der Gründung eines eigenen CDU-Landesverbandes in Bayern gedroht. Wenn CSU-Chef Markus Söder „die Kanzlerkandidatur erzwingen will, wenn er die CDU zerstören will, dann darf die Gründung der CDU in Bayern kein Tabu mehr sein“, sagte Radtke am Samstag dem ZDF-Hauptstadtstudio. Der Vize-Vorsitzende der CDU-Arbeitnehmervereinigung CDA sitzt seit 2017 im Europaparlament.
Christian Bäumler, ebenfalls CDA-Vize, forderte im „Handelsblatt“ für die Zukunft ein neues Gremium zur Bestimmung des Kanzlerkandidaten. „Das Verhältnis von CDU, CSU und Bundestagsfraktion muss grundsätzlich neu geklärt werden“, sagte Bäumler der Zeitung. „Das gilt sowohl für die Kanzlerkandidatur als auch für das Wahlprogramm.“ Er schlug einen „Deutschlandrat der Union“ vor. Darin sollten von den jeweiligen Parteitagen gewählte Vertreter beider Parteien den Kanzlerkandidaten aufstellen und das Programm beschließen.
„Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist dieses Organ nicht, da sich dort zu viele Einzelinteressen austoben“, sagte Bäumler dem „Handelsblatt“ weiter. Zur Lösung des aktuellen Streits brachte er eine Schlichtung ins Spiel. Als Schlichter kämen Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (beide CDU) und der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber sowie Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel (beide CSU) in Betracht.