Vor dem Start der Corona-Impfungen in den Hausarztpraxen am Dienstag hat der Chef des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, Klarheit über die Nebenwirkungen des Impfstoffs von Astrazeneca gefordert. „Impfen darf nicht zur Mutprobe werden – weder für die Patienten noch für den Arzt“, sagte Weigeldt der „Bild“-Zeitung vom Dienstag. Es fehle bisher an Klarheit, welche Vorerkrankungen und Prädispositionen die Geimpften, bei denen Hirnvenen-Thrombosen aufgetreten waren, hatten.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) hatte am Dienstag empfohlen, den Astrazeneca-Impfstoff nicht mehr für Menschen unter 60 zu verwenden. Zuvor waren Fälle von Hirnvenen-Thrombosen insbesondere bei jüngeren Frauen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung aufgetreten.
„Hausärzte kennen ihre Patienten und könnten differenzierte Entscheidungen treffen – alle unter 60 Jahre von der Impfung mit Astrazeneca auszuschließen, ist sehr holzschnittartig“, kritisierte nun der Hausärzte-Chef. Dennoch will er seinen Kollegen nicht empfehlen, die Vorgabe der Stiko zu umgehen. „Wenn da irgendetwas passiert, gibt es einen Riesenaufstand“, sagte Weigeldt.
Deshalb lehnt er auch den Vorschlag einiger Ministerpräsidenten ab, den Astrazeneca-Impfstoff aufgrund des Arzt-Patienten-Verhältnisses vor allem in den Praxen zu verimpfen. „Das Astrazeneca-Problem zu den Hausärzten und somit im Grunde genommen auch zu den Patienten zu schieben, ist keine Lösung“, sagte Weigelt.