Deutschlands Wirtschaft arbeitet sich aus der Corona-Krise – Rückschläge bleiben aber nicht aus. Die Exporte etwa legten im Februar weiter zu, auch die Importe wuchsen im Vormonatsvergleich, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Industrieproduktion dagegen sank im Februar den zweiten Monat in Folge. Das Ifo-Institut verwies hier aber auf gestiegene Erwartungen: Sie kletterten im März auf den höchsten Stand seit 1991.
Deutschlands Unternehmen exportierten im Februar Waren im Wert von 107,8 Milliarden Euro, wie die Statistiker am Freitag mitteilten. Das war verglichen mit Januar ein Plus von 0,9 Prozent. Auch zu Jahresbeginn hatten die Exporte bereits leicht zugelegt. „Damit liegen die Exporte nur noch um 1,2 Prozent hinter den entsprechenden Zahlen des Vorjahres“, erklärte der Außenhandelsverband BAG. Die Importe legten gegenüber Januar um 3,6 Prozent auf 89,7 Milliarden Euro zu.
Der deutsche Außenhandel nähere sich langsam wieder dem Vorkrisenniveau an, erklärte BAG-Präsident Anton Börner. Dafür sorge insbesondere, dass das Minus im Handel mit den Mitgliedstaaten der Europäischen Union erheblich geschrumpft sei, und die Importe nun sogar wieder im positiven Bereich lägen. „Das ist ein gutes Indiz für die wirtschaftliche Erholung der EU.“ Der Außenhandel mit China wachse weiter kontinuierlich.
Bedenklich sei hingegen, dass die wirtschaftliche Erholung in den Vereinigten Staaten derzeit nur geringen Einfluss auf die deutschen Exporte dorthin habe. Börner forderte: „Wir brauchen daher dringend einen neuen Anlauf für ein transatlantisches Handelsabkommen.“
Der Rückgang der Industrieproduktion – die bis Jahresende acht Monate in Folge wieder gewachsen war – sei „eine echte Enttäuschung“, erklärte LBBW-Analyst Jens-Oliver Niklasch. Die Mehrzahl der Daten aus der Industrie sei zuletzt überraschend positiv gewesen – dieser erneute Rückschlag nach dem Januar komme unerwartet.
Die Industrieproduktion sank laut Statistik um 1,6 Prozent zum Januar. Zu Jahresbeginn war sie revidiert um 2,0 Prozent geschrumpft. Eine Erklärung sei das harte Winterwetter im Februar, erklärte ING-Analyst Carsten Brzeski. Die Bauwirtschaft habe darunter gelitten.
Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte, die Industrie erweise sich dennoch als vergleichsweise robust. Die Verbesserung des Ifo-Geschäftsklimas und die gute Entwicklung der Auftragseingänge sprächen für einen positiven Ausblick.
Auch das Ifo-Institut in München erklärte, die Produktionserwartungen der deutschen Industrie hätten sich merklich verbessert. Der vom Ifo ermittelte Indikator stieg von 21,5 Punkten im Februar auf 30,4 Punkte im März – und damit auf den höchsten Stand seit 1991. „Die Auftragsbücher füllen sich, und es gibt immer noch einen Nachholbedarf nach dem Krisenjahr“, erklärte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Nahezu alle Branchen kündigten Produktionssteigerungen an. „Insbesondere die Auto- und die Elektroindustrie wollen ihre Produktion stark ausweiten.“
Die Analysten gehen nun dennoch davon aus, dass Deutschlands Wirtschaft insgesamt im ersten Quartal schrumpfen wird. ING-Experte Brzeski erklärte, um das zu verhindern, wäre eine „Explosion“ von Industrieproduktion und Bautätigkeit im März nötig. Auch Andrew Kenningham von Capitaleconomics schrieb, ein nachhaltiges Wachstum sei nun wohl erst in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zeigte sich insgesamt optimistisch: In allen Bereichen, die nicht vom Lockdown betroffen seien, gebe es „ein deutliches Anziehen der positiven Einschätzungen“, sagte er in Berlin. Die Wirtschaft werde in diesem Jahr „deutlich wachsen“. Deutschland könne die Talsohle 2021 verlassen und 2022 „alte Stärke“ erreichen.