Ein Ausgestoßener als Hoffnungsträger – Hans-Georg Maaßen

Hans-Georg Maaßen - Bild: Bundesministerium des Innern/Sandy Thieme, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Hans-Georg Maaßen - Bild: Bundesministerium des Innern/Sandy Thieme, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Die CDU-Basis im Süden Thüringens zeigt der Parteizentrale in Berlin die Grenzen der Macht auf: Gegen den erklärten Wunsch der Bundes-CDU schicken sich die Christdemokraten in Suhl und den umliegenden Landkreisen an, den polarisierenden Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen als ihren Kandidaten für den nächsten Bundestag aufzustellen. Am Freitagabend könnte er für den Bundestagswahlkreis 196 nominiert werden. Ausgerechnet Maaßen – jener Mann also, der sich mit allzu rechten Ansichten selbst ins Abseits gestellt hat, so sehen es jedenfalls viele in der Bundes-CDU.

Für die Bundes-CDU ist Maaßen ein Paria, für die CDU an der Basis in Thüringen ist er ein Hoffnungsträger. Die dortigen Christdemokraten sehen sich vor allem durch die erstarkte AfD bedrängt. Von Maaßen erhoffen sie sich Flankenschutz nach rechts.

Maaßen sieht das genauso. Mit seiner Bewerbung wolle er „dazu beitragen, dass die CDU wieder Stimmen von Protestwählern der AfD und Nichtwähler zurückgewinnt“, sagte er dem Portal „ThePioneer“. Den Absturz der CDU in den Umfragen nehme er als „katastrophale Entwicklung“ wahr.

Der frühere Verfassungsschützer engagiert sich seit längerem am rechten Rand der CDU, er ist Mitglied in der besonders konservativen Werte-Union. Deren Chef Alexander Mitsch sieht Maaßens Kandidatur als „die große und vielleicht letzte Chance für die CDU/CSU, viele Protest- und Nichtwähler, die von der Politik Angela Merkels enttäuscht sind, zurückzugewinnen“, wie er der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Maaßen schlägt Töne an, die gut ankommen vor Ort – gegen Merkel, gegen das Establishment, gegen den liberalen Zeitgeist, für eine Rückbesinnung auf das Konservative und auch Patriotische. CDU-Chef Armin Laschet müsse Maaßen in sein Team für die Bundestagswahl einbinden, sagte Mitsch. „Er könnte so ein Signal senden, dass die Union wieder die Heimat der Konservativen und Wirtschaftsliberalen sein will.“

Eine Einbindung Maaßens? An so etwas denkt Laschet freilich keineswegs. In der CDU werden Maaßens Ambitionen vielmehr mit Argwohn beobachtet – und mit einem Gefühl der Machtlosigkeit. Schließlich hat die Spitze der Bundespartei kein Durchgriffsrecht auf die Kreisverbände in Südthüringen, denen die Kandidatenaufstellung obliegt.

Schmerzhaft in Erinnerung ist im Konrad-Adenauer-Haus, wie die damalige CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer 2020 die thüringische CDU im Debakel um die Wahl der FDP-Manns Thomas Kemmerich mit offenem Druck auf Linie bringen wollte, dabei scheiterte und sich wenige Tage später zum Rücktritt gezwungen sah.

Laschet beließ es mit Blick auf Maaßen bei einer Mahnung. „Klar ist: Auch Herr Maaßen wird sich, wenn er denn aufgestellt wird, an die Regeln halten müssen“, sagte er der „Süddeutschen“ – und betonte, dass er Maaßens Ansichten „in vielem“ nicht teile.

CSU-Chef Markus Söder sprach im „Spiegel“ von einem „schwierigen Signal“, das Maaßens Nominierung aussenden würde. CDU-Landeschef Christian Hirte nannte Maaßens Kandidatur in den RND-Zeitungen „nicht hilfreich – er polarisiert zu stark“.

Die CDU vor Ort sieht das anders, in den Kreisverbänden genießt Maaßen große Unterstützung. Sie hoffen darauf, mit dem prominenten Kandidaten das Bundestagsmandat behalten zu können; der bisherige Abgeordnete Mark Hauptmann hatte im Zuge der Maskenaffäre sein Mandat niedergelegt.

Maaßen sagte „ThePioneer“, er sei von vielen CDU-Mitgliedern und auch von Bundestagsabgeordneten der Union aufgefordert worden, sich politisch zu engagieren. Ihre Motivation dabei sei, dass sie „mit dem Linkskurs der Union nicht einverstanden sind“.

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