Nach Einschätzung der französischen Industrieministerin Agnes Pannier-Runacher wird die EU ihren Liefervertrag mit dem Corona-Impfstoffhersteller Astrazeneca voraussichtlich nicht erneuern. „Es ist noch nicht entschieden“, sagte Pannier-Runacher am Freitag dem Radiosender RMC. Aber es sei „am wahrscheinlichsten“, dass die EU ihre Abmachung mit dem britisch-schwedischen Unternehmen nicht über 2021 hinaus verlängern werde.
Bislang seien weder mit dem US-Konzern Johnson & Johnson noch mit Astrazeneca Gespräche für einen neuen Vertrag aufgenommen worden, sagte die Ministerin weiter. „Unterdessen laufen bereits Gespräche mit Pfizer/Biontech und Moderna.“
Die EU-Kommission, die im Namen der EU-Staaten die Verhandlungen mit den Herstellern führt, bestätigte diese Angaben zunächst nicht. Allerdings hatte die Brüsseler Behörde am Mittwoch die Aufnahme von Verhandlungen mit dem Impfstoffhersteller Biontech/Pfizer für einen neuen Liefervertrag über 1,8 Milliarden zusätzliche Impfstoffdosen angekündigt. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hob den Hersteller als „zuverlässigen Partner“ hervor. Anders als Astrazeneca hätten das Mainzer Unternehmen Biontech und sein US-Partner Pfizer ihre Zusagen eingehalten.
Der bestehende EU-Vertrag mit Astrazeneca umfasst eine Bestellung für 300 Millionen Dosen und eine Option für weitere 100 Millionen. Das Unternehmen hat bislang aber bedeutend weniger Impfstoff geliefert als zugesagt. Hinzu kommen Bedenken wegen seltener, aber schwerwiegender Nebenwirkungen. Dänemark stellte wegen der Gefahr von Blutgerinnseln die Impfungen mit Astrazeneca dauerhaft ein.
Deutschland hat wie viele andere Länder eine Altersuntergrenze für Impfungen mit Astrazeneca eingeführt. Den bisherigen Informationen zufolge treten die höchst seltenen Nebenwirkungen eher bei jüngeren Menschen auf. Menschen über 60 Jahren wird das Mittel in Deutschland daher weiterhin verabreicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhielt am Freitag ihre erste Corona-Impfung mit Astrazeneca.