EU verzichtet auf Bestellung zusätzlicher Astrazeneca-Dosen

Impfstoff - Bild: 9_fingers_ via Twenty20

Die EU verzichtet auf die vertraglich vereinbarte Möglichkeit, 100 Millionen zusätzliche Dosen des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca zu bestellen. „Die Frist, um diese Option zu aktivieren, ist abgelaufen“, sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel. Die Behörde bemühe sich derzeit darum, dass die 300 Millionen bereits bestellten Dosen planmäßig geliefert werden.

Astrazeneca hatte unter Verweis auf Produktionsprobleme im ersten Quartal nur 30 Millionen statt der vereinbarten 120 Millionen Impfdosen an die EU geliefert. Brüssel erwartet auch im zweiten Quartal deutliche Engpässe und statt zugesagter 180 Millionen nur 70 Millionen Dosen von Astrazeneca.

Für Verärgerung in der EU hatte gesorgt, dass die Lieferungen an Großbritannien und andere Länder offenbar nicht eingeschränkt wurden. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen bereitet die EU-Kommission wegen der Verzögerungen nun rechtliche Schritte gegen das britisch-schwedische Unternehmen vor.

Hinzu kommen Bedenken wegen seltener, aber schwerwiegender Nebenwirkungen nach Impfungen mit Astrazeneca. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hielt zwar an ihrer positiven Bewertung des Impfstoffs fest, viele Länder, darunter Deutschland, führten aber Altersuntergrenzen für Astrazeneca-Impfungen ein. Den bisherigen Informationen zufolge treten die höchst seltenen Nebenwirkungen eher bei jüngeren Menschen auf.

Ähnliche schwere Nebenwirkungen wurden in sehr seltenen Fällen auch nach Impfungen mit dem Präparat des US-Konzerns Johnson & Johnson beobachtet, das in Europa zwar zugelassen ist, aber noch nicht verabreicht wurde. Auch hier unterstrich die EMA den großen Nutzen des Impfstoffes, der die Risiken deutlich überwiege. Anders als bei den übrigen Impfstoffen ist bei Johnson & Johnson nur eine Dosis für einen umfassenden Schutz nötig.

Die EU hat 200 Millionen Impfstoffdosen von Johnson & Johnson bestellt, auch hier verfügt Brüssel über eine Option auf den Kauf von weiteren 200 Millionen Impfdosen. Die Frist zur Aktivierung sei in diesem Fall noch nicht abgelaufen, sagte der Kommissionssprecher.

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