Die europäische Polizeibehörde Europol hat vor einem Erstarken der Organisierten Kriminalität als Begleiterscheinung der Corona-Pandemie gewarnt. In einem am Montag in Den Haag veröffentlichten 87-Seiten-Bericht weist Europol darauf hin, dass die Ängste der Menschen und die wirtschaftliche Rezession von der Organisierten Kriminalität auf Jahre ausgenutzt werden könnten. „Noch nie dagewesene Mengen von Kokain“ wurden demnach aus Lateinamerika in die EU geschmuggelt. Daraus erlösten Kriminelle in Europa und Südamerika Milliardenbeträge.
Die Reinheit des nach Europa geschmuggelten Kokains sei auf dem „höchsten jemals festgestellten Niveau“, erklärte Europol weiter. Der Kokain-Handel befeuere kriminelle Unternehmen, die ihre „enormen Ressourcen“ dafür einsetzten, die öffentlichen Institutionen, das Wirtschaftsleben und die Gesellschaft zu „untergraben“. Interpol wies darauf hin, dass bei einer Razzia der niederländischen und deutschen Polizei Ende Februar 23 Tonnen Kokain beschlagnahmt worden seien.
Mit dem Kokain-Handel geht laut Interpol eine zunehmende Gewaltbereitschaft der Kriminellen einher, die inzwischen nicht vor dem Gebrauch von Gewehren, Handgranaten und Folter zurückschreckten. Mit der Corona-Pandemie sei Raum für kriminelle Banden entstanden, legale Geschäfte mit illegalen Aktivitäten zu verknüpfen und Geldwäsche zu betreiben.
Die Corona-Pandemie ermögliche es Kriminellen, aus den Ängsten in der Gesellschaft Profit zu schlagen, warnte Europol. Zunächst habe sich dies im Handel mit gefälschten Masken und Desinfektionsmitteln gezeigt. „Nun nimmt der Handel mit gefälschten Impfstoffen und Tests zu“, sagte Europol-Direktorin Catherine De Bolle. Gefälschte Vakzine stellten eine Gefahr für die Gesundheit dar und dürften auf keinen Fall in den Umlauf kommen.
Mit der Corona-Pandemie nahm laut Europol auch die Cyber-Kriminalität zu. Im Januar sei die Malware Emotet stillgelegt worden, die bislang „gefährlichste“ Cyber-Attacke der Welt.