Mehr als die Hälfte der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Deutschland ist schon einmal beleidigt, bedroht oder tätlich angegriffen worden. Von Hass und Gewalt betroffen sind laut einer am Donnerstag vorgestellten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa 57 Prozent der Bürgermeister. Aus Sorge um die eigene Sicherheit oder die der Familie hätten bereits 19 Prozent der Befragten über einen Rückzug aus der Politik nachgedacht.
Der Umfrage zufolge änderten 68 Prozent der Bürgermeister aus Angst vor Hass und Gewalt ihr eigenes Verhalten. Mehr als ein Drittel verzichte mittlerweile weitgehend auf die Nutzung sozialer Medien. Fast ein Drittel äußert sich demnach seltener zu bestimmten politischen Themen als früher.
In größeren Gemeinden erstatteten 57 Prozent der Bürgermeister schon einmal Anzeige wegen der erlebten Hass- und Gewalterfahrungen. 18 Prozent gaben an, die Vorfälle nicht zur Anzeige gebracht zu haben und das auch künftig nicht tun zu wollen.
Die Beleidigungen und Bedrohungen finden laut Umfrage zu etwa 39 Prozent in persönlichen Botschaften wie E-Mails, Briefen oder Faxen statt. Angriffe bei direkten Begegnungen oder in sozialen Medien machten jeweils einen Anteil von 35 Prozent aus. Ein Viertel aller Betroffenen berichtete demnach auch von Anfeindungen und Bedrohungen gegenüber nahestehenden Menschen aus dem privaten oder familiären Umfeld.
Für die Erhebung befragte Forsa im Auftrag der Körber-Stiftung 1641 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Anlass war die Einführung des Internetportals „Stark im Amt“ für von Hass und Gewalt betroffene Lokalpolitiker.