Macron öffnet Frankreich mit Notbremse ab Inzidenz von 400

Frankreich - Bild: Mehaniq via Twenty20
Frankreich - Bild: Mehaniq via Twenty20

Jubel bei Gastronomen und Kulturschaffenden, Skepsis bei Ärzten und Virologen: Der Lockerungsfahrplan von Präsident Emmanuel Macron ist in Frankreich am Freitag auf ein geteiltes Echo gestoßen. Während sich viele Bürger auf die Öffnung von Café- und Restaurant-Terrassen im Mai und den Fall der Ausgangsbeschränkungen freuen, warnen Virologen vor einer vierten Corona-Welle im Sommer. Denn die neue „Notbremse“ gilt erst ab einer Inzidenz von 400.

Die Betreiber von Cafés, Restaurants und Kulturstätten begrüßten Macrons Ankündigung, ab dem 19. Mai wieder schrittweise öffnen zu können. Dann soll zunächst die Außengastronomie wieder starten, auch Theater, Museen und Kinos können öffnen. Dies sei ein „guter Weg“, erklärte der Arbeitgeberverband Medef. Bis Ende Juni sollen die meisten Corona-Auflagen ganz fallen.

Viele Gesundheitsexperten halten dies für riskant. Der Präsident der Krankenhausgesellschaft FHF, Frédéric Valletoux, verwies auf den anhaltenden „Kampf in den Kliniken“ mit 300 bis 400 täglichen Todesfällen und immer noch fast 6000 Corona-Patienten auf den Intensivstationen.

Auch Macrons neue Corona-„Bremse“ steht in der Kritik: Sie soll erst bei einer Inzidenz von 400 greifen statt ab 100 wie in Deutschland. Der Epidemiologe Antoine Flahault warnte: „Mit einem Alarmwert von 400 steht Frankreich ein schwieriger Sommer bevor.“ Das Pasteur-Institut sagt laut „Le Monde“ (Freitagausgabe) bereits eine vierte Corona-Welle zur Feriensaison voraus.

Um dies zu verhindern, wird die Impfkampagne beschleunigt, wie Macron auf Twitter mitteilte: Ab diesem Samstag können sich alle Menschen ab 18 Jahren mit Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck impfen lassen, ab Mitte Mai alle Bürger ab 50. Zum 15. Juni soll die Impfpriorisierung ganz fallen.

Regierungssprecher Gabriel Attal nannte die Lockerungen „pragmatisch“. Sie respektierten die „Lust der Franzosen, mehr und mehr zum normalen Leben zurückzukehren“. Macron hatte betont, trotz einer Inzidenz von landesweit 300 und starkem Druck auf die Krankenhäuser müsse das Land zur „französischen Lebensart zurückfinden“.

Bereits ab Montag kehren alle Schulen zum Präsenzunterricht zurück, zudem können sich die Menschen tagsüber wieder ohne Einschränkung bewegen. Ab dem 19. Mai gilt die nächtliche Ausgangssperre dann erst ab 21 Uhr statt bisher ab 19 Uhr. Bis Ende Juni soll der Lockdown vollständig enden.

Sorge bereiten allerdings hoch ansteckende Corona-Varianten: Im Pariser Großraum geht inzwischen mehr als jede zehnte Neuinfektion auf die südafrikanische oder brasilianische Mutante zurück, auch mehrere Fälle der indischen Variante wurden in Frankreich erstmals festgestellt.

Die Bundesregierung bestätigte unterdessen, dass der französische Verwaltungsbezirk Moselle an der Grenze zum Saarland und zu Rheinland-Pfalz nicht mehr als „Virusvariantengebiet“ gilt. Dort konnte die südafrikanische Mutante zurückgedrängt werden. Grenzpendler können auf Erleichterungen bei der Testpflicht hoffen.

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