Major Tom ist auf dem Weg zu den Sternen: Der französische Raumfahrer Thomas Pesquet ist am Freitag an Bord einer SpaceX-Raumkapsel zur Internationalen Raumstation ISS aufgebrochen. Damit tritt der 43-Jährige in die Fußstapfen des deutschen Astronauten Alexander Gerst, auch bekannt als „Astro-Alex“: Pesquet übernimmt als bislang dritter Europäer das Kommando auf der ISS, nach Gerst und einem belgischen Astronauten. „Ich fühle mich unglaublich geehrt“, sagt Pesquet.
Als bisher erster Europäer gelangt der Franzose mit einem privaten Raumschiff ins All. Der Start der Crew Dragon des US-Unternehmens SpaceX in Florida verlief reibungslos, wie die Nasa mitteilte. Die Mission des Franzosen auf der ISS dauert ein halbes Jahr, in seinem letzten Monat im All übernimmt der gelernte Ingenieur und Flugzeugpilot dann das Kommando.
Zum Ende von Pesquets Aufenthalt wird auch der deutsche Astronaut Matthias Maurer erstmals an Bord der Raumstation erwartet. „Es passiert sehr selten, dass zwei Europäer gemeinsam auf der ISS arbeiten“, sagte Pesquet bei der Vorstellung seiner Mission. Das sei ein „schönes Symbol“.
Für die europäische Raumfahrtagentur ESA ist die neue Mission ein Erfolg. Sie betreibt die ISS zusammen mit der Nasa, der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos sowie Japan und Kanada. Mit Pesquet zählt die ESA bereits den dritten ISS-Kommandanten. Der deutsche Astronaut Gerst hatte dort 2018 als erster Deutscher das Kommando. Geschichte schrieb bereits 2009 der Belgier Frank de Winne als erster Kommandant aus Europa.
Für Pesquet ist es der zweite Einsatz im All nach einem halbjährigen ISS-Aufenthalt ab November 2016. Sein neuer Weltraum-Aufenthalt wird alles andere als ein Spaziergang: Rund hundert wissenschaftliche Experimente warten auf den gelernten Raumfahrtingenieur. Unter anderem bringt Pesquet den sogenannten Blob ins All – einen glibberigen Einzeller, dessen Eigenschaften in der Schwerelosigkeit untersucht werden sollen.
In seiner Heimat Frankreich ist der redegewandte Pesquet seit Jahren ein Star. Auch während seiner neuen Mission will er in Radio- und Videoclips für Groß und Klein über seine Erlebnisse auf der ISS berichten – und natürlich die Online-Netzwerke füttern. Damit tut „Astro-Tom“ es dem nicht minder beliebten „Astro-Alex“ gleich.
Das kosmische Abenteuer Pesquets begann im Mai 2009. Damals wählte ihn die ESA mit fünf anderen Europäern aus mehr als 8000 Bewerbern für ihr Astronautenteam aus. Schon als kleiner Junge in der Normandie habe er vom Weltall geträumt, sagt Pesquet. Heute ist die ISS für ihn ein Sprungbrett zu noch Höherem: „Wovon wir alle träumen, ist der Mars“, betont er.
Geboren wurde Pesquet am 27. Februar 1978 in der nordfranzösischen Stadt Rouen als Sohn eines Lehrer-Paares. Er absolvierte die französische Elite-Raumfahrtschule „Supaéro“, arbeitete als Ingenieur in Spanien und dann für die französische Raumfahrtbehörde Cnes. Ab 2006 lebte er seine Flugleidenschaft zudem als Pilot für Air France aus.
Im Weltall will Pesquet auch eine tägliche Musikauswahl für den französischen Radiosender Fip veröffentlichen. Der deutsche Hit „Major Tom“ von Peter Schilling von 1982 dürfte nicht darauf stehen. Auch wenn er passen würde: „Völlig losgelöst von der Erde schwebt das Raumschiff….“