Johnson & Johnson: Noch vor Anwendung in der EU wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen im Visier

Impfung - Bild: 9_fingers_ via Twenty20
Impfung - Bild: 9_fingers_ via Twenty20

Der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson ist seit Mitte März in der EU zugelassen. Noch bevor das Vakzin in der Europäischen Union tatsächlich eingesetzt wird, hat die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) am Freitag mitgeteilt, dass sie Hinweisen auf mögliche schwere Nebenwirkungen des Mittels nachgeht. Es geht um das Auftreten gefährlicher Blutgerinnsel im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung. AFP gibt einen Überblick über die Fakten zu dem Vakzin:

Welche Wirkungsweise hat der Impfstoff von Johnson & Johnson?

Wie beim Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Unternehmens Astrazeneca und dem russischen Vakzin Sputnik V handelt es sich um einen Vektorvirenimpfstoff. Dabei wird als Vektor ein sogenanntes Adenovirus genutzt. Dieses löst normalerweise eine gewöhnliche Erkältung aus, wurde jedoch so verändert, dass es sich nicht vermehren kann.

Über den Vektor werden genetische Anweisungen an die Zellen übermittelt, ein bestimmtes Protein des Covid-19-Erregers Sars-CoV-2 zu produzieren. Auf diese Weise wird das Immunsystem auf die Bekämpfung des echten Coronavirus vorbereitet.

Wie wirksam ist der Impfstoff von Johnson & Johnson?

Die Wirksamkeit des Impfstoffs von Johnson & Johnson wurde an etwa 40.000 Menschen ab 18 Jahren getestet. Bei den Studien in mehreren Ländern, darunter die USA, Mexiko, Brasilien und Südafrika, bekamen die Hälfte der Probanden das Vakzin und die andere Hälfte ein Placebo. Die Tests ergaben eine hohe Wirksamkeit von 85 Prozent gegen Corona-Infektionen mit einem schweren Verlauf. Keiner der geimpften Probanden starb, bei der Kontrollgruppe gab es sieben Todesfälle.

Die Wirksamkeit gegen leichte bis schwerere Covid-19-Erkrankungen beträgt den Studien zufolge 66 Prozent. Allerdings scheint die Wirksamkeit je nach Coronavirus-Variante zu variieren. In den USA betrug die Wirksamkeit gegen leichte bis schwerere Infektionen 72 Prozent, in Südafrika, wo zum Zeitpunkt der Studie bereits die Virus-Mutante B.1.351 grassierte, hingegen nur 64 Prozent.

Bei den in der EU bereits zugelassenen Corona-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna ist die Wirksamkeit insgesamt mit mehr als 90 Prozent allerdings noch etwas höher. Experten geben aber zu bedenken, dass diese beiden Hersteller ihre klinischen Tests bereits vor der Ausbreitung von Mutanten wie der südafrikanischen Variante machten.

Welche Vorteile hat das Vakzin?

Bei dem Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson reicht anders als bei den in der EU bereits zugelassenen Mitteln von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca eine einzige Dosis. Dadurch könnte die Immunisierung der Bevölkerung deutlich beschleunigt werden.  

Außerdem kann das Mittel leichter transportiert und aufbewahrt werden: Nach Unternehmensangaben ist es mindestens drei Monate lang bei normalen Kühlschranktemperaturen zwischen zwei und acht Grad haltbar. Somit kann das Mittel in jeder Arztpraxis aufbewahrt werden. Die Impfstoffe auf Grundlage der mRNA-Technologie von Biontech und Moderna müssen hingegen bei etwa minus 20 Grad aufbewahrt werden.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Die am häufigsten bei den klinischen Tests beobachteten Nebenwirkungen bei der J&J-Impfung waren Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Muskelschmerzen. Sie traten in der Studie häufiger bei jungen als bei älteren Menschen auf. Johnson & Johnson meldete mindestens einen Fall eines anaphylaktischen Schocks, einer schweren allergischen Reaktion. Sie wurde in Südafrika registriert. Diese Nebenwirkung trat in seltenen Fällen auch bei den Corona-Impfstoffen von Moderna und Biontech/Pfizer auf.

In den USA rät die Gesundheitsbehörde CDC Menschen, bei denen bereits schwere allergische Reaktionen auftraten, von dem Vakzin ab.

Die EMA teilte am Freitag mit, dass sie einen möglichen Zusammenhang zwischen der J&J-Impfung und vier schweren Thrombose-Fällen prüft, darunter auch ein tödlicher. Drei der Thrombose-Fälle wurden demnach in den USA gemeldet und ein weiterer im Rahmen einer klinischen Studie an einem nicht näher genannten Ort. Laut EMA ist aber noch nicht klar, ob es einen „Kausalzusammenhang“ zwischen dem Impfstoff und den Erkrankungen gibt.

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