Johnsons Ex-Chefberater Cummings holt zu Rundumschlag gegen Premierminister aus

Boris Johnson - Bild: Simon Dawson / No 10 Downing Street
Boris Johnson - Bild: Simon Dawson / No 10 Downing Street

Mit heftigen Attacken auf den britischen Premierminister Boris Johnson hat sich dessen ehemaliger Chefberater Dominic Cummings gegen Vorwürfe gewehrt, er sei für die Weitergabe von peinlichen Textnachrichten des Premiers und anderer Regierungsvertreter an die Medien verantwortlich. In einem langen Beitrag auf seiner Website beschuldigte Cummings am Freitag Johnsons Kommunikationsminister Jack Doyle, „auf Wunsch des Premierministers eine Reihe von falschen Anschuldigungen gegenüber den Medien gemacht zu haben“.

Es sei „traurig mitanzusehen, wie tief der Premierminister und sein Büro unter die Standards von Kompetenz und Integrität fallen, die das Land verdient“, schrieb Cummings. Gleichzeitig wartete er mit Gegenvorwürfen auf, die Johnson in ein schlechtes Licht rücken.

Hintergrund sind eine Reihe von durchgestochenen Textnachrichten von Regierungsmitgliedern, die den Verdacht von unlauterem Lobbyismus aufkommen ließen. Unter anderem ging es dabei auch um einen SMS-Austausch zwischen Johnson und dem milliardenschweren Unternehmer James Dyson. Britische Zeitungen berichteten daraufhin am Freitag, dass Johnsons Mitarbeiter Cummings hinter den Leaks vermuten.

Cummings warf nun seinerseits dem britischen Regierungschef vor, eine interne Untersuchung zu früheren Enthüllungen blockiert zu haben, weil der dafür Verantwortliche ein Freund seiner Verlobten Carry Symonds gewesen sei.

Zudem berichtete er ausführlich angebliche Pläne Johnsons, private Spender heimlich für die Renovierung seiner Wohnung in der Downing Street aufkommen zu lassen. Er habe sich geweigert, Johnson bei diesen Plänen zu helfen und ihm gesagt, dass sie „unethisch, töricht und möglicherweise illegal“ seien, schrieb Cummings. Er bot an, seine Vorwürfe unter Eid zu wiederholen und mit Hilfe privater Textbotschaften zu belegen.

Die Opposition bezeichnete die Enthüllungen als „ungemein schädigend“. Sie zeigten, dass „diese Geschichte“, wie das Land „per WhatsApp-Nachrichten mit Freunden“ geführt werde, keine Ausnahme sei, sagte Labour-Schattenministerin Chi Onwurah dem Times Radio. Labours Vizevorsitzende Angela Rayner warf der konservativen Regierung vor, „zwischen Vertuschung und Stümperei zu schwanken“. Einer der Sprecher von Downing Street wies unterdessen alle Vorwürfe gegen Johnson zurück.

Cummings hatte im vergangenen Dezember seinen Posten als Johnsons Chefberater verlassen. Er gilt als einer der Architekten von Johnsons Brexit-Kampagne des Jahres 2016, sorgte aber gleichzeitig mit seinem konfrontativen Politik-Stil immer wieder für Kontroversen. Medienberichten zufolge soll es auch im Kabinett immer wieder erheblichen Streit über die Rolle des Beraters gegeben haben.

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