Nach den Plänen der Bundesregierung soll Deutschland im Jahr 2050 klimaneutral ein – doch dieses Ziel könne bereits auch fünf Jahre früher erreicht werden, heißt es in einer neuen Studie. Dies würde die Einsparung von knapp einer Milliarde Tonnen an Kohlendioxid-Emissionen bedeuten, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Papier der Organisationen Stiftung Klimaneutralität, Agora Energiewende und Agora Verkehrswende.
Klimaneutralität bedeutet, dass keine Treibhausgase mehr freigesetzt beziehungsweise erfolgte Emissionen vollständig kompensiert werden. Um dies für Deutschland bereits im Jahr 2045 zu erreichen, sind der Studie zufolge unter anderem ein schnellerer und stärkerer Ausbaue der erneuerbaren Energien nötig. Sowohl bei der Photovoltaik als auch bei der Windkraft müsse deutlich mehr getan werden.
Im Verkehr müsste den Angaben zufolge die Elektrifizierung schneller vorangetrieben werden. Bereits ab dem Jahr 2032 würden in dem Szenario keine Pkw mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen; bis zum Jahr 2045 würden dann auch im Pkw-Bestand nahezu alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor durch E-Autos ersetzt. Der Straßengüterverkehr würde ebenfalls bereits 2045 fast ausschließlich „mit batterieelektrischen, Oberleitungs- und Brennstoffzellenfahrzeugen betrieben“, ebenso wie Bus und Bahn.
Die Studie geht außerdem davon aus, dass sich der Trend einer steigenden Nachfrage nach pflanzlichen und synthetischen Ersatzprodukten für Fleisch und Milch fortsetzt. Geringere Tierbestände sollen bei der Klimaneutralität der Landwirtschaft helfen.
„Klimaneutralität ist ein Rennen gegen die Zeit“, betonte der Direktor der Stiftung Klimaneutralität, Rainer Baake. Vor dem Hintergrund größerer Klimaambitionen der USA liege die Frage auf der Hand, „ob auch wir in Deutschland beim Klimaschutz schneller werden können“. Dies sei klar zu bejahen. „Was wir jetzt brauchen, ist der politische Wille, das auch umzusetzen.“
Der Direktor von Agora Verkehrswende, Christian Hochfeld, räumte ein, insbesondere die Verkehrswende sei „eine große Herausforderung, wenn der dafür nötige Strukturwandel ökonomisch und sozial gelingen soll“. Der technologische Wandel müsse mit einem Wandel im „Mobilitätsverständnis“ einhergehen, hin zu weniger privaten Pkw und mehr öffentlichen und geteilten Verkehrsmitteln.
Die Studie „Klimaneutrales Deutschland 2045“ wurde im Auftrag der drei Klimaschutzorganisationen von der Prognos AG, dem Öko-Institut und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie erstellt. Eine ausführliche Version soll im Juni veröffentlicht werden.