Das Krisenland Libyen hat am Samstag seine Impfkampagne gegen das Coronavirus gestartet. Interimsregierungschef Abdul Hamid Dbeibah bekam in der Hauptstadt Tripolis die erste Impfung, wie die libysche Gesundheitsbehörde mitteilte. Nach Dbeibah wurde Gesundheitsminister Ali al-Senati geimpft. Dbeibah forderte seine Landsleute auf, sich online für einen Impftermin anzumelden.
Dbeibah hat die Impfkampagne zu einem vorrangigen Ziel seiner Regierung erklärt. Die Schuld für den späten Start gab er der Vorgängerregierung. Die Lieferungen seien nicht durch finanzielle, sondern durch politische Erwägungen verzögert worden, sagte er.
Dbeibah steht seit Anfang des Jahres an der Spitze einer Übergangsregierung, die gemäß eines UN-Plans Wahlen am 24. Dezember vorbereiten und den zehnjährigen Konflikt in Libyen beenden soll. Die Bestätigung der Einheitsregierung durch das libysche Parlament im März war international als großer Fortschritt im libyschen Friedensprozess bewertet worden.
Libyen ist seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 von gewaltsamen Konflikten und Machtkämpfen geprägt. Lange war das Land gespalten in eine von der UNO anerkannte Einheitsregierung in Tripolis und eine Gegenregierung in Tobruk. Die Gegenregierung wurde von General Chalifa Haftar unterstützt, dessen Truppen große Gebiete im Osten und Süden Libyens kontrollierten.
In der Corona-Krise hat Libyen, das rund sieben Millionen Einwohner hat, nach offiziellen Angaben bisher rund 167.000 Infektions- und mehr als 2800 Todesfälle registriert. Einen Lockdown gibt es derzeit nicht, nur eine Maskenpflicht an öffentlichen Orten, über die sich aber viele Menschen hinwegsetzen. Das Land hat bisher 200.000 Dosen des russischen Impfstoffs Sputnik V und über das internationale Covax-Programm 57.600 Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs erhalten.