Macrons Herausforderer gehen in Stellung

Emmanuel Macron - Bild: Michailidis / Shutterstock.com

Gut ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl in Frankreich gehen die Herausforderer von Präsident Emmanuel Macron langsam in Stellung: Immer mehr Politiker geben ihre Kandidatur für die Wahl im Frühjahr 2022 bekannt. Ein Überblick über die aussichtsreichsten Konkurrenten Macrons:

MARINE LE PEN

Die Rechtspopulistin hat laut Meinungsforschern so gute Chancen wie noch nie, erste Präsidentin Frankreichs zu werden. Laut einer Umfrage für den Sender BFM-TV glaubt fast jeder zweite Franzose an einen Sieg der 52-Jährigen gegen Macron. Die Chefin des Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung) attackiert den Staatschef nahezu täglich, ob es um die Corona-Pandemie oder die Flüchtlingspolitik geht. Unter dem Schlachtruf „Franzosen, erwachet!“ wirbt Le Pen für einen Einwanderungsstopp und eine „patriotische“ Wirtschaftspolitik. Im Mai 2017 war sie Macron in der Stichwahl noch deutlich unterlegen.

EDOUARD PHILIPPE

Der frühere Premierminister ist laut Umfragen der beliebteste Politiker Frankreichs. Vielen gilt der gemäßigte Konservative und Bürgermeister von Le Havre als heimlicher Hoffnungsträger für die Präsidentenwahl. Der 50-Jährige tourt derzeit mit einem Buch über seine gut dreijährige Amtszeit als Regierungschef durchs Land. Darin betont er seine „Freiheit“ von Macron, der sich angeblich aus Missgunst über Philippes Popularität im Juli von ihm trennte. Für die deutsch-französische Zusammenarbeit wäre Philippe womöglich ein Gewinn: Er hat sein Abitur in Bonn gemacht, wo sein Vater das französische Gymnasium leitete.

XAVIER BERTRAND

Der frühere Gesundheitsminister hat im März seine Präsidentschaftskandidatur erklärt. Der 56-jährige Konservative betrachtet dies als „Pflicht“, um Le Pen zu verhindern. Er wirbt für eine „soziale und volksnahe Rechte“ ohne parteiliche Bindung. Bis 2017 gehörte er – wie früher auch Philippe – den konservativen Republikanern von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy an, trat dann aber wegen des ihm zu rechtslastigen Kurses aus. Bertrand ist Präsident der nordfranzösischen Region Hauts-de-France mit Städten wie Calais, Lille und Dünkirchen.

MICHEL BARNIER

Auch der ehemalige Chef-Unterhändler der EU für den Brexit zeigt Ambitionen, in das Präsidentschaftsrennen einzusteigen. Mit 70 Jahren wäre Barnier der älteste Kandidat. Allerdings müsste sich der frühere französische Außenminister zunächst in einer Vorwahl seiner konservativen Republikaner durchsetzen. Seine langjährige EU-Arbeit wird in Frankreich längst nicht von allen positiv gewertet.

ANNE HIDALGO

Die Pariser Bürgermeisterin bringt sich ebenfalls in Stellung. Die 61-jährige Sozialistin koaliert in der Hauptstadt mit den Grünen. Sie hat sich einem sozial-ökologischen Kurs verschrieben, der als Macrons Achillesferse gesehen wird. Meinungsforscher räumen ihr bisher keine allzu großen Chancen ein, die Sozialistische Partei von Macrons Vorgänger François Hollande aus dem Umfragetief zu holen. Auch deshalb zögert sie womöglich noch, ihre Kandidatur zu erklären.

YANNICK JADOT

Der Europaabgeordnete gilt als Galionsfigur der französischen Grünen-Partei Europe Écologie Les Verts (EELV). Seine Maxime ist es, Le Pen zu verhindern und die Atomnation Frankreich klimafreundlich auszurichten. Dafür will der 53-Jährige ein möglichst breites linkes Bündnis mit anderen Parteien schmieden. Die Grünen wittern seit ihrem Triumph bei den französischen Kommunalwahlen 2020 Morgenluft. Seitdem stellen sie in Städten wie Lyon, Bordeaux und Straßburg die Bürgermeister.

JEAN-LUC MÉLENCHON

Der Gründer der Linkspartei „La France insoumise“ (Das unbeugsame Frankreich) tritt zum dritten Mal bei der Präsidentschaftswahl  an und könnte anderen linken Kandidaten erneut Stimmen abspenstig machen. Der 69-Jährige will Frankreich aus der Nato führen und Besitz umverteilen. Mélenchon nennt den früheren Investmentbanker Macron gerne „Präsident der Reichen“. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warf er in der Finanzkrise ein „Diktat“ über Europa vor.

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